Rezension

Rays

Rays


Highlights: Dead Man's Curve // Drop Dead // Theatre Of Lunacy
Genre: Garage // Lo-Fi // Art-Punk
Sounds Like: Chook Race // Twerps // OMNI

VÖ: 19.05.2017

Rays sind schädlich. Ultraviolette Strahlen sowieso, neuerdings auch eine Musikband. Die Punks aus Oakland versuchen sich an dilettantischem Garage-Rock und Lo-Fi, vertonen allerdings eher den Soundtrack zur militärischen Folter in Offshore-Gefängnissen. Der Opener „Attic“ ist atonalstes Gejaule, welches in seiner Unerbittlichkeit Maßkrüge zerbersten lässt und Einbrecher in die Flucht jagt. So, als wäre es vollste Absicht, wird hier kein einziger Ton getroffen. Das klingt, als würde ein Betrunkener in der Dusche zum völlig falschen Song vor sich hinplärren. Ein Trommelfellmassaker. Und wenn man dann nach den ersten drei Minuten denkt, das Schlimmste wäre überstanden und beim zweiten Song „Dead Man's Curve“ jemand anderes das Mikro an sich heranzieht, schneidet man sich: Auch hier wird treffsicher an jeder möglichen Harmonie vorbeigenölt. Immerhin besitzt dieser Song instrumental einen Hauch von Melodieführung.

So torkeln, johlen und krächzen Rays sich über immerhin gnädige 26 Minuten durch elf Lieder, bei denen dann auch nicht sonderlich viel hängen bleibt. Klar, die Orgel bei „Dead Man's Curve“ ist schon ganz nett, setzt allerdings doch kaum Akzente. Auch „Back Downtown“ oder „Gambler“ rumpeln munter vor sich hin, bleiben allerdings doch stets zu banal, um irgendwie zu begeistern. Lediglich die flotteren „Drop Dead“ oder „Theatre Of Lunacy“ können irgendwie mitreißen, da die Band hier nicht versucht, völlige Ahnungs- und Planlosigkeit vorzutäuschen. Insgesamt wird das Album ab der zweiten Hälfte erträglicher, obwohl nie wirklich klar wird, ob das Hörvermögen bereits irreparabel beschädigt wurde oder ob man als Zuhörer sein unausweichliches Schicksal stoisch über sich ergehen lässt und nur noch die letzten Akkorde herbeisehnt.

Sicher, man kann die ganzen Misstöne, dilettantischen Ahnungen von Ideen nun als Kunstrock bezeichnen, auch braucht keine Band unanfechtbare Virtuosität, um eine Platte aufnehmen zu dürfen. Damit würde man der Band allerdings zu wohlwollend entgegentreten und sie unverdient in eine Riege mit Punk-Pionieren wie Pere Ubu, Wire oder Television hieven. Das, was Rays hier versuchen, ist lediglich ein müder Abklatsch viel besserer, spannender und trotz ihrer Experimentierfreudigkeit zugänglicher Bands. Rays, das könnt ihr: jaulen, nölen, lallen, krächzen, röcheln, plärren und mir auf die Nerven gehen. Einen interessanten Song kriegt ihr hingegen nicht hin.

Yves Weber

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