Rezension

Pup

The Dream Is Over


Highlights: DVP // Doubts // Sleep In The Heat
Genre: Punk // Indie-Rock
Sounds Like: The Dirty Nil // John Coffey // Arctic Monkeys // The Bronx //

VÖ: 27.05.2016

100 Leute haben wir gefragt, dreifache Punktzahl, die Kategorie lautet: „Dinge, die man von seinem Arzt nicht hören möchte.“ Top-Antwort: „The Dream Is Over“. Extraplatz bei Pup-Frontmann Stefan Bobcock: „Sie haben eine Stimmbandzyste.“ So steht man dann vor einer Wahl, seine Gesundheit in den Vordergrund zu stellen oder einen Traum weiter zu verfolgen, der im Wesentlichen daraus besteht, als Mittzwanziger jede Nacht auf einem anderen Wohnzimmerfußboden einzuschlafen. Klare Sache – die Fußböden!

Jedem einzelnen Mitglied von Pup macht sein Ding aber auch augenscheinlich viel zu viel Spaß, um wegen dem einen oder anderen Organschaden aufzuhören – dafür muss man sich nur zwei Minuten ins Album hereinhören, wenn die passiv-aggressive, bandmitgliederfeindliche Stimmung von „If This Tour Doesn't Kill You, I Will“ dann durch all die Haken, die der Song schlägt, doch wieder umschlägt. Und der mündet dann auch noch ohne Umwege in den bislang geilsten Punksong des Jahres, „DVP“, dem die Kanadier auch noch ein 8-Bit-Videogame-Video spendieren, in dem dann auch mal Super Marios Prinzessin Dinge wie I don't give a shit sagen darf – wem sollte das keinen Spaß machen?

Schon klar – bei Pup ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Manchmal merkt man das erst beim zweiten Hinhören, wenn eine Hymne über Zurückweisung wie „Sleep In The Heat“ musikalisch eigentlich mehr, ihrem Titel entsprechend, nach Beachvolleyball als nach Solitär klingt. Manchmal walzt aber auch ein für Pup ungewohnt düsteres Neurosenmonster wie „The Coast“ sofort alles nieder, was ihm im Weg steht oder kündigt ein Hardcore-Brecher wie „Old Wounds“ schon einmal den einen oder anderen ausgeschlagenen Zahn auf dem nächsten Konzert an. Doch ist jede Trauer, jede Galle hier stets kathartisch, denn oft machen Rückschläge nur stärker, und manchmal führen ärztliche Hiobsbotschaften eben auch zu genau dem Zweitling, den man sich von Pup gewünscht hat. „My Life Is Over And I Couldn't Be Happier“? So kann man's auch sagen.

Jan Martens

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