Rezension

Prinzhorn Dance School

Prinzhorn Dance School


Highlights: No Books // Crash, Crash, Crash // Worker
Genre: Post-Punk // Art-School
Sounds Like: The Fall // The Raveonettes // Young Marble Giants // The White Stripes // The Kills

VÖ: 17.08.2007

Wir befinden uns an einem Scheideweg. Labels – als Spin-Off des Majors EMI – veröffentlicht zwei Alben nur digital, zum einen Shocking Pinks, zum anderen das vorliegende Debüt „Black Bunker“ der Prinzhorn Dance School. Da passt es irgendwie überhaupt nicht, wenn die Prinzhorn Dance School mit Tanzen gar nichts am Hut haben, zudem digitale Musik verachten und sich in einer Post-Punk-Garage einkugeln. Einer Post-Punk-Schublade, in der Tobin Prinz und Suzi Horn es sich in der Nachbarschaft der Young-Marble-Giants-Wiederveröffentlichung gemütlich machen.

Die britischen Medien schlagen derzeit mit vernichtenden Kritiken auf den "Black Bunker" ein; vielleicht weil das Duo aus Schlagwerk und Bass/Gitarre seine sehr reduzierten, skelettierten Kompositionen mit einem aufreizenden Selbstbewusstsein präsentiert. Songs, die zu einem hohen Prozentsatz aus Pausen, nicht eines Instruments, sondern der gesamten Band bestehen, ansonsten konzentriert auf einzelne, sich wiederholende Ton- oder Rhythmus-Folgen, solche Tracks fordern den Hörer tatsächlich heraus. Insbesondere wenn die Vocals dabei ausschließlich aus kürzesten Zeilen oder einzelnen Rufen bestehen. Da überhört der Konsument leicht, welch feines Gespür für Melodien – einmal mehr an die Young Marble Giants erinnernd – sich hinter dieser selbstbewussten Sperrigkeit versteckt (z. B. „Spaceman In Your Garden“).

Gerade aber in der Konzentration auf diese Elemente des Post-Punk, die einerseits den Sound des Shoegaze durchaus beeinflussten, andererseits aber selbst heute noch herausfordern, besteht der Reiz der Musik der Prinzhorn Dance School. Wie schon bei den Raveonettes und im Grunde ebenso den frühen White Stripes stellt sich die Frage, was aus diesem limitierten Klangkosmos – oder wie Freud mir gerade einflüsterte Klangkompost – auf Dauer erwachsen wird. Zunächst aber bildet die Anti-Pop-/Anti-Musik-Haltung dieser Tanzschule eine der musikalischen Entdeckungen 2007. Eine, aus der eine vokale Miniatur wie „Crash, Crash, Crash“ noch einmal hervor scheint.

Ob die Musik nun Kunsthochschul-Scheiße und zu einfach wie einfach langweilig ist, oder ob es sich um den am meisten reduzierten und faszinierendsten Transport von musikalischer Energie handelt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber eine Bereicherung des eigenen musikalischen Horizonts sind Prinzhorn Dance School in jedem Fall.

Oliver Bothe

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