Rezension

Polly Scattergood

Arrows


Highlights: Cocoon // Miss You // Wanderlust
Genre: Elektropop
Sounds Like: Lykke Li // Kate Bush // Coco Rosie

VÖ: 18.10.2013

Polly Scattergood hat sich seit ihrem Debüt vier Jahre für ihren Zweitling „Arrows“ Zeit gelassen. Könnte man meinen. Tatsächlich musste sich die 27-jährige Britin nach ihrem bezaubernden Erstling, der von den deutschen Plattenfirmen schändlicherweise völlig ignoriert oder als nicht relevant eingestuft wurde, erst einmal wieder selbst finden – was Polly in Interviews mehr als nur andeutet, wenn sie sagt, dass ihr neues Werk ihr Pfeil ist, der sie in die Richtung führt, in die sie als Künstlerin gehen will, nachdem sie verloren war.

Dieser neugewählte Pfad führt sie weg von traditionellen Instrumenten – abgesehen vom Piano, das hier immer noch gelegentlich eine Rolle spielen darf – und hin zu digitalen Alternativen und somit zu einem teilweise tanzbaren Stil, der irgendwo zwischen sanftem Elektro und New Wave und einem Hauch Sixties-Pop liegt. Dieser Mix klingt vielleicht deswegen so generationsübergreifend, weil er exakt so produziert wurde. Ken und Jolyon Thomas sind wohl eines der wenigen Vater-und-Sohn-Produktionsteams.

Mit der veränderten Instrumentalisierungstaktik rückt die Stimme der jungen Dame deutlich ins Scheinwerferlicht. Mit ihr steht und fällt der Eindruck, den man während des Hörens von „Arrows“ gewinnen wird. Was der eine als berührend empfindet, mag dem anderen als banal erscheinen. Wer eine Schwäche für Sängerinnen mit zerbrechlicher Stimme und starker Aura hat, die die Balance zwischen Selbstzweifeln und Mut finden, wird wohl zu zweiterem tendieren. Björk, Lykke Li, Coco Rosie oder die als Vorbild leicht zu erkennbare Kate Bush sind treffende Vergleiche auf der Liste von Referenzen, die man noch problemlos um viele Einträge erweitern könnte.

Nach wie vor ist Polly Scattergood eine famose Geschichtenerzählerin. Auch wenn sie diese nun in ein anderes Gewand hüllt, welches nicht weniger melodiengetränkt ist als ihr altes, nur eben anders, ändert sich an dieser Tatsache nichts. Dass die Veröffentlichung des Albums sich so in die Länge gezogen hat und mehrmals verschoben wurde, könnte sich als glückliche Fügung erweisen, denn „Arrows“ ist ein ziemliches rundes Werk geworden, das aufgrund des Wiedererkennungsgrades im mittleren Bereich im Jahr 2012 wohl im Sog der ähnlichen und etwas stärkeren Veröffentlichungen untergegangen wäre.

Marcel Eike

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