Rezension

Polarkreis 18

Polarkreis 18


Highlights: Dreamdancer // Crystal Lake // Look // Ursa Major // Under This Big Moon
Genre: Electronic
Sounds Like: Radiohead // Sigur Rós // The Notwist

VÖ: 16.02.2007

Ich erzähle natürlich nichts neues, wenn ich damit anfange, wie hilfreich das Internet für aufstrebene Bands ist. Doch gab es jemals derart viel Gemunkel über das Debüt einer Band aus dem deutschsprachigen Raum? Ich, für meinen Teil, erinnere mich nicht. Erst kürzlich las ich im Spiegel, genauer auf deren Internetseite, von fünf Dresdener Jungs, alle Anfang 20, die in naher Zukunft angeblich einem Haufen Musikliebhabern das eine oder andere Lächeln ins Gesicht zaubern sollen. Kein Wunder, wenn man sich ansieht, vielmehr anhört, welche vier Vorabeindrücke der aufmerksame Hörer bereits einige Monate zuvor erhaschen durfte.

An erster Stelle, wie auch auf dem selbstbetitelten Debüt "Polarkreis 18", das von der ersten Minute treibende "Dreamdancer". Nicht der nervöse Schlagzeugbeat, der pushende Bass, vorneweg sind es perfekt eingebaute Geigensamples, die den Song zu eben dem machen, was er ist - schon jetzt eines der besten Lieder 2007. Eindruck Nummer Zwei ist das "Sigur Rós"-eske "Chiropody", was durchaus einen Kontrast zum vorherigem Stück bietet. Um einiges ruhiger - also auch das können sie. Was bietet "Look"? Aller guten Dinge sind bekanntermaßen schließlich drei. Im ersten Moment scheint unsere Keyboardband mit Gitarren, wie sie sich selbst zu nennen pflegen, diese Faustregel nicht umzustoßen. Ihr wisst, wie Radiohead bevorzugt live ihre elektronischen Stücke zerlegen? So in etwa. Wo liegt also das Problem? Genau, unter jenem großen Mond. Wo wir beim vierten Vorabeindruck wären. "Under This Big Moon" ist der poppigste der zehn Songs und hat auf dem Debüt im Endeffekt die Rolle des finalen Stückes angenommen. Ein Abschluss nach Maß. Aller guten Dinge sind drei? Vier? Pah, hier gibt es mehr. Die Expedition mit Polarkreis 18 startet ja erst.

Wer wissen will, wie "48 Stunden" von Kettcar mit mehr Tempo, anderem und vor allem englischen Text und einem "The Cooper Temple Clause"-mäßigen Noise-Finale geklungen hätte, sollte sich dank "Crystal Lake" schleunigst zum nächstbesten Plattenladen bewegen. Trotz all der Vielfalt, die durch die Rezension hoffentlich vermittelt wird, läuft das Album wie aus einem Guss durch 43 Minuten Spielzeit. Es ist Musik für die Nacht, teilweise geeignet zum Tanzen, Musik, bei der man einfach mal die Augen schließen sollte, sich zurücklehnen, den Stress des Alltags vergessen. Traut euch, so kalt wie CD von außen aussieht, ist sie innen nicht.

Paul Weinreich

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