Rezension

PJ Harvey

White Chalk


Highlights: Dear Darkness // Grow Grow Grow // To Talk To You // When Under Ether
Genre: Lovely Melancholy Piano Pop
Sounds Like: Tori Amos // Cat Power // Björk

VÖ: 21.09.2007

Weihnachten. Wer braucht schon Weihnachten, um in Stimmung zu kommen?! Man muss sich nur Polly Jean Harvey anhören und schon ist man von sämtlicher Schönheit und Melancholie der Welt umgeben. Auch auf ihrem neuen, mittlerweile achten Album „White Chalk“ schafft PJ HARVEY es ohne Zweifel zu verzaubern.

Auf dem Albumcover leuchtet Madame Harvey ganz in Weiß, wie ein Engel aus der sie umgebenden Dunkelheit heraus. Und genau das beschreibt perfekt die Stimmung des Albums. Viele Lieder sind geprägt von düsteren Texten. PJ singt sie allerdings mit ihrer zarten, Zuflucht spendenden Stimme, als ob sie einem damit sagen würde: Du brauchst keine Angst zu haben. Ich leite dich durch die Dunkelheit!

In der Tat ist „White Chalk“ kein besonders fröhliches Album. Genauer gesagt ist es sogar sehr traurig und schwermütig. „As soon as I'm left alone / The Devil wanders into my soul” singt sie da in “The Devil”, dem Opener des Albums. Der Dunkelheit hat sie sogar ein ganzes Lied gewidmet. In „Dear Darkness“ wünscht sie sich eben diese herbei: “Dear darkness / Won't you cover, cover me again? / Dear darkness, dear / I've been your friend for many years.”

Das Album ist mit etwa 33 Minuten eher kurz ausgefallen. In einem Interview sagte PJ Harvey, dass sie über 60 Songs aufgenommen hat und dann so lange daran herum geschnitten hat, bis der perfekte Kern, die 11 Songs auf „White Chalk“ übrig geblieben sind. Das hört man dem Album an. PJ Harvey hat ein wahres Kunstwerk vollbracht, das bis in die kleinsten Feinheiten perfektioniert ist. Die einzelnen Lieder sind alle für sich besonders und Individuen, bilden aber zusammen eine abgestimmte Einheit, so dass man sich das Album immer wieder und wieder anhören kann.

Die Melodien werden größtenteils vom Klavier bestimmt. Hier und da unterstreicht eine fein gezupfte Harfe oder Laute, eine Mundharmonika, oder leise Percussion das Musikstück. Doch durch die vereinfachten Töne, die da bei genauerem Hinhören keineswegs einfach sind, steht noch mehr Harveys reine, schöne Stimme im Vordergrund. In manchen Liedern singt sie so hoch, dass sie geradezu zerbrechlich wirkt. In „The Mountain“ singt sie so klar, dass man glaubt, die dünne Bergluft um sich zu spüren und in schwindelerregenden Höhen zu balancieren.

Wenn man ein großes altes Haus hätte, könnte man sich in einen gemütlichen Sessel vor den wärmenden Kamin setzen und diese Musik anhören. Man würde die Augen schließen und sich in eine alte Zeit versetzt fühlen. Eine Zeit, auf der der Staub von weißem Kreidekalk liegt, und an die niemand mehr gedacht hat. Im Hintergrund würde man nur noch Polly Jeans mystische Stimme hören und auf einmal doch an Geister glauben.

Marlena Julia Dorniak

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