Rezension

Phosphorescent

Muchacho


Highlights: Song For Zula // A Charm / A Blade // The Quotidian Beasts
Genre: Country-Folk // Folk-Rock // Pop
Sounds Like: Bonnie "Prince" Billy // Neil Young // Bill Callahan // Damien Jurado // Deer Tick // Herman Dune

VÖ: 15.03.2013

Alle horchten auf, als vor ein paar Monaten Matthew Houck von Phosphorescent einen neuen Song ins Netz stellte, gute zwei Jahre nach dem Erscheinen seines letzten Albums. Es handelte sich um „Song For Zula“, einen unwiderstehlichen Song für die Dauerschleife, den ersten Popsong von Houck, der sich bisher eher im Country wohlgefühlt hatte und mit „To Willie“ für den großen Willie Nelson ein Tribute-Album aufgenommen hatte. Doch das besondere an „Song For Zula“ ist nicht nur die stilistische Neuausrichtung, sondern das, was den Song zu einem Phosphorescent-Song macht und was schon immer zu Phosphorescent gehört hat: Diese unterschwellige Dramatik, für die man Houcks ältere Folksongs wie „Wolves“ liebt, besitzt dieser neue Song auch wieder.

Die Erwartungen an das angekündigte Album hätten also kaum höher sein können. Allerdings – da braucht man nicht drum herum zu reden – diese Erwartungen erfüllt „Muchacho“ bei weitem nicht. Während der Opener „Sun, Arise! (An Invocation, An Introduction)“ zunächst einmal noch alles offen lässt, findet Houck direkt nach „Song For Zula“ und dem etwas belanglosen „Ride On / Right On“ mit „Terror In The Canyons (The Wounded Master)” mit seinen warmen Pedal-Steel-Klängen und Fidel zurück zum Country und bleibt dort bis zum Ende des Albums. Die Hoffnung auf ein großes Wagnis der Neuerfindung wird einem auf „Muchacho“ schnell genommen, wenn sich ein Country-Rock-Song an den nächsten reiht, bis das Album schließlich zu Ende ist. Bis auf wenige Ausnahmen klingt das neue Album von Phosphorescent also tatsächlich recht ähnlich wie der Vorgänger „Here’s To Taking It Easy“. Songs wie “A Charm / A Blade” beispielsweise hätten mit seinem ausgelassenen Bandsound mitsamt jubilierenden Bläsern und munter klimperndem Klavier auch ohne Weiteres auf dem Vorgänger seinen Platz gehabt.

Dabei ist „Muchacho“ alles andere als ein schlechtes Album, und ohne diesen einen Song, der aufzeigt, wie viel mehr möglich gewesen wäre, wäre man als Hörer mit diesem Album vermutlich weitaus zufriedener. Denn auch die Songs von „Muchacho“ leben wieder von dieser Spannung zwischen Niedergeschlagenheit und Hoffnung, zwischen vordergründiger Ausgelassenheit und aufgewühltem Innenleben. Dafür, um zu wissen, wie man gute Songs schreibt, ist Matthew Houck auf jeden Fall schon lange genug im Geschäft und die Konstanz seiner bisherigen Releases spricht für sich. Ob er sich mit dem nächsten Album endlich traut, was sich auf „Muchacho“ kurz angedeutet hat? Man kann es nur hoffen.

Kilian Braungart

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