Rezension

Penguin Cafe

The Imperfect Sea


Highlights: Ricercar // Franz Schubert // Rescue
Genre: Neo-Klassik // Ambient // Folk
Sounds Like: Balmorhea // Penguin Cafe Orchestra // Nick Drake

VÖ: 05.05.2017

Mit dem Penguin Cafe hat das großartige Label Erased Tapes einen wahrlich brillianten Fang gemacht, der besser nicht passen könnte. Hier zeigt sich, wie renommiert das Label in gewissen Kreisen mittlerweile völlig zurecht ist. Das Penguin Cafe für sich schreibt schon eine schöne Geschichte, ist es doch die Nachfolgeband des Penguin Cafe Orchestras, das von 1972-1997 einen losen Zusammenschluss an Musikern um den Komponisten Simon Jeffes bildete. Dieser ist leider verstorben, doch seit 2011 führt der Sohn Arthur Jeffes das Erbe des Jazz-Folk-Kollektives weiter. Dieses Erbe beinhaltet viel wunderbare Musik, etwa das Debüt „Music From The Penguin Cafe“ aus dem Jahre 1976, als es auf Brian Enos Label Obscure Records erschien.

Arthur Jeffes nun führt das Erbe weiter und erzeugt als Penguin Cafe eine neue Instanz. Er verleiht der Musik mit der neuen Platte und dem Debüt auf Erased Tapes, „The Imperfect Sea“, einen modernen Touch, doch mit analoger Instrumentierung. Dies ist wunderbare und clever arrangierte Instrumentalmusik, größtenteils eigene Kompositionen, eine Neubearbeitung von „Now Nothing“ des früheren väterlichen Penguin Cafe Orchestras, Coverversionen von Kraftwerk und Simian Mobile Disco. Doch Jeffes macht aus all dem ein schlüssiges und sehr feines Eigenwerk. Er möchte „eine musikalische Welt erschaffen“, die nicht weit von moderner elektronischer Musik entfernt ist, doch alle elektronischen Ebenen durch analoge Instrumente ersetzt. Pads werden von echten Streichern gespielt, Drones analog eingespielt, etwa durch einen Stein im Resonanzboden des Klaviers.

So umgibt das Album eine ganz besondere Atmosphäre, eine rohe Zerbrechlichkeit, eine pure Schönheit. Der Titel der Platte beruht auf einer Aussage des Vaters, auch hier ist ein Bezug da. Dieser sagte einmal, dass wir im Leben durch „ein Meer von Unvollkommenheiten waten“. Wir alle müssen die unendlichen Ambivalenzen und Gegensätze des Lebens durchleben, doch Jeffes, Vater und Sohn, sind davon überzeugt, dass im Chaos letztlich Schönheit liegt. Aus der Unvollkommenheit entstehen die besten Dinge. „The Imperfect Sea“ ist die musikalische Entsprechung dieser Überzeugungen und Gedanken, ein elegantes und verzauberndes Instrumentalalbum voll feiner kleiner Klaviermelodien, Orgeln, dezenter Percussion, Streichern und vielem mehr. Viel gibt es hier zu entdecken, alles davon lohnt sich. Allem voran die Grundstimmung der Platte, die jede*r Zuhörende sofort aufzusaugen vermag. Simon Jeffes wäre stolz auf seinen Sohn Arthur.

Daniel Waldhuber

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