Rezension

Pearl Jam

Gigaton


Highlights: Who Ever Said // Dance Of The Clairvoyants
Genre: Rock
Sounds Like: Foo Fighters // Eddie Vedder

VÖ: 27.03.2020

Pearl Jam sind ein echtes Phänomen. Die US-Amerikaner haben sich sieben Jahre Zeit gelassen, um ein neues Album zu veröffentlichen, und trotzdem war ihre aktuelle Europatournee wieder in nur wenigen Tagen ausverkauft. Die Band aus Seattle, die dieses Jahr ihr dreißigjähriges Jubiläum begießen kann, zehrt immer noch von ihrer Hochphase Anfang der Neunziger, als sie aus dem Nichts den Grunge-Klassiker „Ten“ veröffentlichten. Danach folgten ein paar weitere Hochkaräter und Pearl Jam festigten einen enormen Ruf, der sie aus den Clubs hinaus in die großen Stadien dieser Welt katapultierte.

Nun liegt ihr neuestes Werk „Gigaton“ vor und bringt uns zu folgender Erkenntnis: Wo Pearl Jam drauf steht, ist auch immer noch Pearl Jam drin. Überraschungen gibt es hier wieder mal sehr wenige, denn die Band vertraut weiterhin lieber auf ihren, seit Ende der Neunziger fabrizierten, großangelegten Breitbandrock. Schon beim Opener „Who Ever Said“ fühlt man sich gleich zu Hause und reist zurück nach 1998, als „Yield“ veröffentlicht wurde. Hier ist alles da, was die Band auszeichnet: Ein einprägsamer Refrain, Eddie Vedders wehklagender Gesang und die Dynamik der Rhythmusgruppe. Das bereits bekannte, leicht sperrigere „Dance Of The Clairvoyants“ lässt dann kurz mal aufhorchen aufgrund der Andersartigkeit im Pearl-Jam-Universum. Der Song erinnert stark an die Talking Heads oder die Endsiebziger-Phase von David Bowie und ist definitiv ein Highlight des Albums, welches bestimmt auch dem Thin White Duke gefallen hätte. Weitere sich aufdrängende Songs sucht man allerdings im weiteren Verlauf vergeblich, außer vielleicht noch das bedrohlich wirkende und an Industrial erinnernde „Quick Escape“ mit seinem fiesen Gitarrensolo im Mittelteil. Entschleunigte Nummern gibt es natürlich auch wieder, wie beispielsweise „Comes Then Goes“, welches als bluesiger Folk daherkommt oder das getragene, finale „River Cross“, das in einen sehr schönen Gospel mündet.

Alles in allem also ein einigermaßen solides Album mit wenigen, aber tollen Highlights, von denen sicher ein paar ihren Weg in die Konzertsetlists finden werden. Jetzt gilt es nur noch zu hoffen, dass die Tournee auch planmäßig stattfinden kann trotz der aktuellen Pandemielage.

Marcus Schmanteck

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