Rezension

Pearl Jam

Backspacer


Highlights: Got Some // Gonna See My Friend // Supersonic
Genre: Rock
Sounds Like: Foo Fighters // Johnny Cash // Eddie Vedder

VÖ: 18.09.2009

Das neue Pearl-Jam-Album ist ein bisschen wie die Frankfurter Eintracht in dieser Fußball-Bundesliga-Saison. Gut gestartet ist sie doch bloß Mittelmaß. Das mag daran liegen, dass Spielmacher Eddie Vedder nach seinem Soloausflug für den Into-The-Wild-Soundtrack nun seine Pop-Balladen-Taktik auch mit seiner Mannschaft durchziehen will. Das macht Backspacer sicher interessant für neu gewonnene Vedder-Fans, könnte Pearl-Jam-Anhänger aber auf Dauer langweilen.

Drei Jahre nach dem selbstbetitelten letzten Album wirkt der Beginn des neuen Werks wie eine Fortsetzung. "Gonna See My Friend", "Got Some", "The Fixer" und "Johnny Guitar" sind recht flotte Rocknummern, die zwar nicht ganz so sehr krachen wie "Life Wasted" und "World Wide Suicide", aber Unterhaltung ist garantiert. "Got Some" erinnert gar ein wenig an Maximo Park mit diesen verspielten Anfangstönen, den Schlagzeugläufen und dem treibenden Gesang. Aber das Kostüm steht Pearl Jam gar nicht schlecht.

Schwieriger ist es da mit den Balladen und Midtemponummern, die den nächstgrößeren Teil des Albums ausmachen. "Just Breathe" klingt zwar nach dem späten Johnny Cash, aber Eddie Vedder, so großartig er auch ist, kommt da einfach nicht an den Man in Black heran. "Amongst The Waves" ist für Pearl-Jam-Verhältnisse ein recht fader Totalausfall. "Supersonic" ist noch mal ein Kicker gegen Ende, eine klassische, schnelle Rocknummer mit verspielten Gitarrenriffs. Gab es schon, gab es auch schon besser, aber ist trotzdem ne gute Nummer.

Ein Blick auf die Tracklist lässt bei zwei der letzten drei Titel Coverversionen vermuten, aber das ist beide Male ein Trugschluss. "Speed of Sound" ist kein Coldplay-Cover, dafür aber eine dieser Stadionrockballaden, bei denen die Leute ihre Handys mit Lagerfeuer-App zücken und diese gegen den Takt in der Luft herumschwenken, während andere mit ihren Digitalkameras ein nicht verwackeltes Bild machen. Ein völlig unaufgeregter Lückenfüller also. Und auch "Force Of Nature" ist keine Neuauflage der gleichnamigen Oasis-Nummer. Aber auch der Song ist nicht viel mehr als eine bessere B-Seite.

Zum Abschluss gibt es noch mal den leidenden Eddie Vedder. "The End" ist eine weitere Nummer, die auch auf den "Into The Wild"-Soundtrack gepasst hätte. Ein Mann, seine Gitarre und ganz viel Schmerz, zu denen sich Streicher gesellen, bis der Song abrupt abbricht. Und nach all den kritischen Worten: der Abschluss passt zu dieser Platte, als letzte Nummer ist das völlig in Ordnung. Insgesamt aber ist "Backspacer" dennoch zu wenig Pearl Jam und zu viel Eddie Vedder, zu wenig Seattle und zuviel Stadion. Natürlich ist es Jammern auf recht hohem Niveau, schließlich geht es um Pearl Jam, aber so richtig überzeugen kann das Album nicht. Oder es spielt für andere Leute eine wichtige Rolle, in einem anderen Wettbewerb. Wie die Frankfurter Eintracht, die ja zumindest noch im DFB-Pokal gut dabei ist.

Martin Korbach

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