Rezension

Patrick Watson

Close To Paradise


Highlights: Daydreamer // Luscious Life // Drifters // The Great Escape
Genre: Singer/Songwriter
Sounds Like: Ed Harcourt // Jeff Buckley // Tom Waits

VÖ: 07.09.2007

Patrick Watson. Ein Name, der aus dem Umfeld von Harry Potter stammen könnte. So gewöhnlich und so…englisch. Doch wo musikalisches Genie und Wahnsinn so dicht beieinander liegen, muss der Ursprungsort einfach Montreal heißen. Und so ist es natürlich auch. Der Background für ein Ausnahmetalent könnte auch nicht passender sein. Im Kindesalter schon auf Chorknabe getrimmt, danach die Ausbildung zum klassischen Pianisten, nur um in einer Ska-Jazz-Band zu landen. Ein Mann auf eigener Standortsuche, die er bereits 2001, dann unter eigenem Namen, fortführte. Heute ist er mit seinem dritten Album endlich auch bei uns angekommen und so heißen wir ihn bitte herzlich willkommen.

Bei einem Singer/Songwriter werden selbstverständlich umgehend vergleichbare Größen herangezogen. Der Fluch des Genres und so schweben auch bei Patrick Watson illustre Namen wie Jeff Buckley, Nick Drake oder Tom Waits am geistigen Ohr vorbei. Sein Glück (oder viel mehr Verdienst): mit all diesen Vergleichen kommt man nicht sonderlich weit. Alleine Watsons Arrangements aus Piano und elektronischen Versatzstücken gibt es in der Form höchstens noch von Ed Harcourt zu hören. Gemeinsam mit diesem bildet Patrick Watson die Speerspitze des „neuen“ Singer/Songwritertums. Weg von den introvertierten Eigenbrödlern, hin zu sympathischen Entertainern.

Dies gilt natürlich hauptsächlich für die Livequalitäten des Frankokanadiers. Seine Musik hingegen ist nämlich oftmals schwer zu fassen, entführt in fremde Klangwelten und lässt nicht selten ein Gefühl von Verwirrung zurück. „Daydreamer“ ist beispielsweise eine Gradwanderung zwischen bedrohlich wirkenden Klängen, ausgelöst durch ein wunderbar ergänzendes Zusammenspiel von Piano und Banjo und der beruhigend, versöhnlichen Stimme von Watson selbst. Das Stimmorgan von Patrick Watson beherrscht bei aller Instrumentenvielfalt sowieso zu jeder Sekunde das Geschehen. Lange ist es her, dass einer mit einem derart umfangreichen Klangspektrum begeistern konnte.

Um den Sound des kompletten Albums zu beschreiben, bräuchte man wohl mehr Sätze, als Patrick Watson Barthaare hat (und davon besitzt der eine ganze Menge). Es ist eine Entdeckungsreise, die, wie der Albumtitel schon sagt, nah an paradiesische Klangwelten rückt. Ähnlich wie wahrscheinlich auch im Paradies, gibt es so viele Dinge zu sehen und zu hören, dass man gar nicht alles in sich aufnehmen kann. Vielleicht sind gleich dreizehn Songs auch einen Tick zu viel des Guten. Ansonsten ist Patrick Watson tatsächlich der Mann, für den man ihn anfangs halten möchte: ein (noch) kleiner Zauberer, der mit Tönen, statt mit Zauberformeln arbeitet.

Benjamin Köhler

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!