Rezension

Panda Bear

Tomboy


Highlights: Tomboy // Alsatian Darn // Benfica
Genre: Indie // Experimental // Psychedelic
Sounds Like: Animal Collective // Avey Tare // The Flaming Lips // Baths // Grizzly Bear // Xiu Xiu

VÖ: 29.04.2011

Noah Lennox scheint es einfach immer in den Fingern zu jucken. Sobald seine Hauptband Animal Collective mal für einen längeren Zeitraum nichts Neues veröffentlicht, nimmt er selbst die Zügel die Hand und treibt sein Soloprojekt "Panda Bear" voran. Mit dem großartigen "Person Pitch" nahm er im Jahre 2007 bereits die Richtung vorweg, in die sich Animal Collective auf "Merriweather Post Pavillon" bewegen sollten: Viel Elektronik, noch mehr Hall, und eine latente Tendenz hin zum Psychedelischen. Panda Bears neues Album "Tomboy" zeichnet diese Entwicklung noch weiter fort.

Dabei erweckt die Tracklist zunächst den Anschein von mehr Zugänglichkeit. Sperrige Monster jenseits der Zehn-Minuten-Marke gibt es auf "Tomboy" nicht. Insgesamt stellt sich diese Vermutung jedoch als Trugschluss heraus. Das Grundgerüst der meisten Tracks besteht aus einem ausladenden, verhallten Klangteppich, der durch langgezogene Vocals garniert wird. Lennox' leicht quäkige, aber dennoch angenehme Stimme verschwimmt mit den anderen Klangquellen zu einer fast ozeanhaften homogenen Einheit. Wie Delfine, die für einen kurzen Moment aus der Wasseroberfläche hervor schießen, um sofort wieder in diese einzutauchen, durchdringen einzelne Instrumente die Soundschichten. Nur für ein paar Sekunden während des angedeuteten Refrains befindet sich beispielsweise der Titeltrack "Tomboy" in vollkommener Harmonie mit sich selbst. Gerade die Exaltiertheit dieser Momente halten den Song jedoch nachhaltig im Gedächtnis.

"Alsatian Darn" – ein weiteres Highlight der Platte – zeigt, dass Lennox bei aller Experimentierfreude das Gespür für den Song nicht aus den Augen verliert. Insbesondere mit einem nahezu göttlichen Refrain wird der Hörer hier beschenkt. Das krautrockige "Afterburner" ist jedoch weniger kompakt und bringt die schwermütigere Seite von Panda Bear zur Geltung. Den Wechsel seines Lebensmittelpunkts nach Portugal verarbeitet Lennox im Schlusstrack "Benfica" – einer wunderschönen, ruhigen und atmosphärischen Hommage an den Lissaboner Stadtteil. Wie der Lärm von Fans des gleichnamigen Fußballvereins aus dem Off dazupassen soll, ist zunächst schwer zu begreifen – aber es funktioniert, wie sehr vieles auf dem Album. Durch die Integration einfacher Mittel hat es Panda Bear geschafft, Vielschichtigkeit zu erzeugen.

Johannes Neuhauser

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