Rezension

Opeth

Sorceress


Highlights: The Wilde Flowers // Sorceress // The Seventh Sojourn
Genre: Progressive Rock
Sounds Like: King Crimson // Led Zeppelin // Jethro Tull // Pain Of Salvation // Steven Wilson

VÖ: 30.09.2016

Was haben Opeth nicht schon für eine Wandlung durchgemacht. Von den frühen Black-/Deathmetal-Anfangstagen über die Verschmelzung eben jener Stile mit Progressive Rock hin zu ganzen Alben in dieser Richtung. Später orientierte man sich stark daran, dem Progressive Rock/Metal zusammen mit Steven Wilson ein neues Antlitz zu geben. Nun erscheint „Sorceress“ und beendet nach „Watershed“, „Pale Communion“ und „Heritage“ ein weiteres Kapitel und geht neue Wege. Dabei orientieren sich die Musiker um Mikael Akerfeldt weniger am „modernen“ Progrock, sondern reisen noch etwas in die Zeit zurück. Vermittelt der Eingang samt Titeltrack erst das Gefühl, Opeth würden sich gar im Mittelalterfolk probieren, schwenkt es bereits kurz später um: Die Vorbilder, denen Opeth jedoch nur Weniges entleiht, um wie immer Eigenes daraus zu machen, sind nun in den 1960er und 1970er Jahren angesiedelt. King Crimson, Led Zeppelin und Jethro Tull. Große Namen, an denen Opeth allerdings nicht scheitern. Dass später sogar Dead Can Dance in „The Seventh Sojourn“ durchscheinen, macht das Ganze noch attraktiver.

„Sorceress“ ist Progressive Rock, wie er im Buche steht beziehungsweise könnte es sogar selbst ein solches sein. Ein vertonter Fantasyroman im Stile von „Herr Der Ringe“ oder „Hobbit“? Dieses Album könnte es sein. Eine Vielzahl undurchsichtiger Wendungen, anspruchsvoller Plots und vielschichtiger Ebenen – all das schaffen Opeth hier. „Sorceress“ ist so spielfreudig wie selten eine Veröffentlichung der Schweden. Das Einzige, was man vorwerfen kann – mitunter ist „Sorceress“ zu verspielt. „Strange Brew“ etwa überhäuft den Hörer mit so vielen Eindrücken, dass man leicht überfordert sein kann und ist sicher nichts für ungeübte Ohren.

Was jedoch den Genuss von beziehungsweise Zugang zu „Sorceress“ deutlich erleichtert, ist der Umstand, dass Akerfeldt auf Growls komplett verzichtet und die komplette Stunde über mit cleanem Gesang überzeugt. Insgesamt ist das Album eine runde, wenngleich anstrengende Sache. Läuft es nebenher, kann man schnell genervt sein, weil es Platz braucht, um sich zu entfalten. Es fordert sehr. Lässt man sich jedoch darauf ein, ist es ein Werk, das sehr viele Durchläufe erfahren wird, da auch nach dem zigsten Mal hören noch neue Ideen, Kleinigkeiten und Wendungen aufgetan werden können, die in dieser einen Stunde voller Kreativität liegen.

Klaus Porst

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