Rezension

OK Kid

Zwei


Highlights: Es Ist Wieder Februar // Kaffee Warm 3 // Euforia
Genre: Hip-Hop
Sounds Like: Gerard // Frittenbude / Maeckes

VÖ: 08.04.2016

Zweites Album also. An dieser Stelle ersparen wir uns doch gerne das Gesabbel vom schweren zweiten Album und kommen gleich zum Kern der Sache: OK KID sind zurück (auch wenn sie dank EP und unzähligen Liveauftritten gar nicht den Anschein gemacht haben, überhaupt weg zu sein) und sie sind politischer und gesellschaftskritischer als je zuvor. Davon zeugt schon das Cover, das eine zum Peacezeichen erhobene Hand zeigt, deren abgebrochener Zeigefinger an das Artwork zu Chet Fakers „Built On Glass“ erinnert. Das Symbol für Liebe und Frieden bekommt einen Riss und mutiert zum Symbol des Hasses – dem Mittelfinger. 

Es gibt jedoch keinen Grund anzunehmen, dass OK KID nun eine ganz und gar politische Band seien. Politischer als auf dem augenzwinkernden „Gute Menschen“, dessen drastisches und gleichzeitig absurdes Video vor einigen Monaten Aufsehen erregte, wird es nicht. OK KID prangern zwar Umstände an und verschaffen sich Gehör, doch die ganz große Geste bleibt aus. Die findet sich vielleicht eher in den Zwischentönen von „Zwei“. Dort, wo Gesellschaftskritik und Politik weiterhin keine Rolle spielen und „Kaffee Warm 3“ zum vielleicht letzten Teil einer epischen Aufbereitung einer hoffnungslosen On-Off-Beziehung wird. Das konnten sie schon immer gut. Emotionen und Seelenleben projizieren, in Metaphern verpacken und Identifikationspotenzial schaffen. Die „Kaffee Warm“-Trilogie zeugt eindrücklich von dieser Fähigkeit. 

Doch Metaphern und Vergleiche haben die blöde Angewohnheit nicht zu funktionieren, wenn sie nicht präzise sitzen – nachzuhören auf „Bank“, „Bombay Calling" oder „5. Rad Am Wagen“. „Zwei“ hat diese Momente, in denen man sich fragt, ob lyrisch und inhaltlich nicht doch hier und da falsch abgebogen wurde und was einem überhaupt vermittelt werden soll. Musikalisch hingegen sprengen OK KID auf „Zwei“ erneut Genregrenzen, was auf dem Sportfreunde-Stiller-esken „U-Bahnstation“ mit Unterstützung von Sterne-Sänger Frank Spilker vielleicht ein bisschen zu weit führt. 

Insgesamt ist „Zwei“ eine gute Platte. Eine, die sich im Spannungsfeld zwischen Resignation und Aufbruch bewegt und mit Sicherheit eine wichtige Momentaufnahme für die Identitätsfindung der Band.

Andreas Peters

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Video zur ersten Single "Gute Menschen"

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