Rezension

Nothing

Guilty Of Everything


Highlights: Hymn To The Pillory // Dig // Bent Nail // Best Around The Bush
Genre: Post-Hardcore // Shoegaze // Alternative
Sounds Like: Aereogramme // Jesu // Deafheaven

VÖ: 28.02.2014

Wäre man aufgefordert, den Sound von Nothing aus Philadelphia in einem Wort zu beschreiben – „Rauschen“ träfe es sehr gut. So verdichtet und in körnigen grauen Abstufungen zerfließend trägt die Band ihr Debüt-Album vor, dass schon bei moderater Zimmerlautstärke nach wenigen Minuten das Gefühl eines Tinnitus und die Angst vor einem bleibenden Hörschaden aufkommen.

Die musikalische Sozialisation im Hardcore und Punk merkt man „Guilty Of Everything“ in jedem Moment an, dank seines hart gespielten Schlagzeugs und einer Gitarrenwand, die die durchaus vorhandenen Feinarbeiten ihrer Ausschmückung nur erahnen lässt („Bent Nail“). Emotional herrscht eine nicht weiter spezifizierbare Tristesse vor, aufgeteilt auf neun Stücke, deren Melancholie sich nach innen hineinfrisst. Hauptverantwortlich dafür ist Domenic Palermos Gesang, der, anstatt schreiend auszubrechen, schon fast schüchtern und unverständlich im lärmigen Meer seiner Mitstreiter schwimmt. Dieses Zusammenspiel dürfte nicht nur Fans der Deftones eine Freude bereiten, mehr noch offenbart sich hierin überdeutlich der Einfluss von Dream-Pop-Größen wie Slowdive oder My Bloody Valentine. Mitunter entstehen in der Kombination aber interessante Hybride. In „Endlessly“ fliegt Palermo schwerelos davon und man könnte den Gitarren-verzerrten Schwermut im Hintergrund auch problemlos gegen Fahrstuhlmusik eintauschen. Oder aber das starke „Beat Around The Bush“, dessen Strudel man sich gar nicht mehr entziehen möchte, so natürlich klingt hier die Dream-Pop-Post-Hardcore-Mischung.

Ein bisschen steht die Band da wie der böse Wolf in Grimms Märchen, der sich das Vertrauen der Geißlein mit zarter Stimme erschleichen will und dafür Kreide frisst. Wie die Geißlein mit dem Schrecken, so kommt der Hörer von „Guilty Of Everything“ lediglich mit ein wenig Ohrensausen davon.

Jonatan Biskamp

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