Rezension

Noah And The Whale

Last Night On Earth


Highlights: Life Is Life // Tonight's The Kind Of Night
Genre: Folk-Pop // Indie-Rock
Sounds Like: Mumford & Sons // Shout Out Louds // Lou Reed

VÖ: 25.03.2011

Sich am Leid anderer zu ergötzen, ist ein Frevel, kein Zweifel. Ob das auch dann gilt, wenn der Leidende ein Künstler ist und sein Leid einen ästhetischen Ausdruck findet, sei dahin gestellt. Fakt ist: „The First Days Of Spring“, das vor zwei Jahren erschienene Zweitwerk der Londoner Indie-Rocker und Folk-Popper Noah And The Whale, war genau solch ein künstlerischer Ausdruck menschlichen Leidens, der direkt ins Herz traf.

Und das, obwohl weder Titel noch Sound nach Leid klangen. Die Assoziationskette des Titels endete bei singenden Vögeln, Sonnenbrille und ersten Nachmittagen im Park, nicht aber bei Beziehungsende und Liebeskummer. Und nicht nur der Titel transportierte das Frühlingsgefühl. Charlie Fink erlebt mit „First Days Of Spring“ ganz nach dem Motto „Every new beginning comes from another beginning‘s end“ eine kathartische Reinwaschung, die ihn von seinem Leid befreit und ihn bereit werden lässt für alles, was folgen soll.

Und das, was folgte, war scheinbar gut – vielleicht zu gut. Denn nur so ist es zu erklären, dass der düster anmutende Titel „The Last Night On Earth“ eine musikalisch einwandfreie, doch vor Pathos und Glückseligkeit stellenweise triefende Platte geworden ist. Thematisch hangelt sich Fink an dem Konzept des „Was wäre wenn heute der letzte Abend auf Erden wäre?“ entlang und entgeht dabei selten dem Kitsch. Mit Synthiepop-Spielereien, Shout-Out-Louds-Refrains und dem Brecheisen will „The Last Night On Earth“ direkt das Goodfeeling erzwingen, das der Vorgänger über den Umweg einer inneren Auseinandersetzung zu erreichen vermochte. Das hat Potenzial für die sommerliche H&M-Compilation, wirft nebenbei auch den ein oder anderen wirklichen Indie-Hit ab, ist in letzter Konsequenz aber zu wenig – gemessen an den Ansprüchen.

Somit sind Noah And The Whale vielleicht ein geradezu plakatives Beispiel für das Klischee, dass nur Trauer und Leid große Kunst hervorbringen können. Ohne „The Last Night On Earth“ schmälern zu wollen, die Messlatte hing vermutlich einfach zu hoch. Darum freuen wir uns über ein ordentliches Sommeralbum, vor allem jedoch darüber, ganz selbstlos darüber, dass es Charlie Fink wieder gut geht.

Andreas Peters

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Video zur Single "L.I.F.E.G.O.E.S.O.N."

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MySpace-Seite von Noah And The Whale
www.myspace.com/noahandthewhale

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