Rezension

No Age

Goons Be Gone


Highlights: Smoothie // Head Sport Full Face // Agitating Moss
Genre: Noise-Pop // Punk // Garage
Sounds Like: Parquet Courts // Sonic Youth // Mission Of Burma

VÖ: 05.06.2020

Hach, was waren das 2008 verrückte Zeiten, als No Age für einen Grammy nominiert wurden – Best Recording Package für “Nouns” – als der Fernsehsender Arte ausrückte, um eine der ersten Deutschlandshows in Heidelberg zu filmen und als sämtliche Feuilletons sich die Finger blutig tippten und rätselten: Ist das Dream-Pop im Punkgewand? Noise-Pop? Lo-Fi-Garage-Sampling-Wirrwarr? Sind das überhaupt Songs oder lediglich aufgeblähte Soundcollagen?

Irgendwas hatten Randy Randall und Dean Allen Spunt richtig gemacht: Rockduos lagen in den Nullern eh im Trend, aber so abwechslungsreich und vielschichtig wie No Age – Sampling und Looping-Effektpedals sei Dank – klang keines. Die Zeit ist weitergezogen, No Age spielen auf ihrem fünften Album immer noch ihre Musik. Das mag man bewundernswert konsequent nennen, allerdings muss man auch einsehen, dass “Goons Be Gone” (was für ein schöner Titel und frommer Wunsch!) dann doch eines der schwächeren Alben der Band ist, besonders nach dem fulminanten “Snares Like A Haircut”. Sicher, auch hier geben No Age Zuckerbrot und knallen mit der Peitsche, aber die Tricks, die verwendet werden, sind dann doch altbekannt. So reichen sich direkte Punksongs wie “War Dance” und ruhigere Ambient-Lieder wie “Smoothie” die Hand und schließen die Brücke zwischen den beiden Polen Kunst und Punk, die No Age seit jeher verkörperten. Unterbrochen wird der Trott von Songcollagen, die wie “Toes In The Water” fuzzig einlullend oder wie im Falle von “Working Stiff Takes A Break” nervtötend sein können. So weit, so vertraut.

Im Jahr 2020, wo klassischer DIY-Indie nur noch ein Nischengenre ist, wirkt “Goons Be Gone” wie ein Fremdkörper aus weit vergangenen, komplexeren Zeiten. Und tatsächlich ist es das auch. Fans werden auch mit diesem fünften Album ihre Freude haben und gerade im Hintergrund nach einigen Durchläufen feine Nuancen entdecken. Neulinge sollten allerdings doch mit den Klassikern beginnen.

Yves Weber

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