Rezension

Night Beats

Who Sold My Generation


Highlights: No Cops // Shangri Lah // Egypt Berry
Genre: Garage-Rock // Psychedelic // Punk-Rock
Sounds Like: Electric Prunes // The Litter // 13th Floor Elevators

VÖ: 29.01.2016

1972 veröffentliche Lenny Kaye, Gitarrist der Patti Smith Group, die einflussreiche Nuggets-Compilation, die obskure Garage- und Psychedelic-Bands der Sechziger versammelte und erstmals einem größeren Publikum zugänglich machte. Damit legte er den Grundstein für den heute noch im Punkrock grassierenden Retro-Boom. Weitere Sammlungen wie Pebbles oder Back From The Grave folgten und verewigten selbst die nur mäßig talentierten Tanztruppen.

Die Night Beats aus Seattle haben diese Alben in ihrer Jugend sicher aufgesogen und mögen sie wohl gleich so sehr, dass sie eigentlich nur Coverversionen mit abgewandelten Titeln spielen. Garage-Rock im Jahre 2016 ist eh ein schwieriges Terrain: Einerseits sind die alten Bands in so gut wie kaum einem anderen Musikgenre anthologisiert, andererseits basiert Garage-Rock so sehr auf Standards und etablierten Motiven, dass es schwer fällt, hier überhaupt innovative Akzente zu setzen.

„Who Sold My Generation“ wirkt gleich vertraut, läuft deshalb rein wie eine 0,5er-Büchse und macht auch ähnlich viel Lust auf mehr. Doch „Shangri Lah“ klingt sowohl in der Strophe als auch im Refrain genau wie „I Had Too Much To Dream Last Night“ von den Electric Prunes. Auch das fuzzgetränkte „No Cops“ klingt etwas zu offensichtlich nach The Litter. „Egypt Berry“ ist ein fantastischer Freakout, der gerade live funktionieren wird, doch schlussendlich auch einfach nur eine am Reißbrett entworfene psychedelische Nummer.

„Who Sold My Generation“ bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Plagiat und Hommage, und man fragt sich, wieso man dieses Album eigentlich braucht, wenn man für weniger Geld bereits die hier hofierten Originale bekommen kann. Die Night Beats sind sicherlich eine grundsolide Band, die gerade auf der Bühne ihre Qualitäten besitzt. „Who Sold My Generation“ erreicht allerdings nicht viel mehr, als die selbst heute noch unbestreitbare Qualität der Nuggets-Compilation zu unterstreichen.

Yves Weber

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