Rezension

Nick Murphy

Missing Link


Highlights: Forget About Me // Weak Education // I'm Ready
Genre: Elektro // Pop // Indie
Sounds Like: Chet Faker // Hot Chip // Archive // Sampha // James Blake

VÖ: 10.05.2017

Ein „Missing Link“ ist in der Wissenschaft die fehlende Verbindung zwischen zwei Entwicklungsformen einer Spezies, also das eine Puzzlestück, welches eine Evolution komplettiert. Einen besseren Titel hätte Nick Murphy kaum wählen können für seine erste EP unter eigenem Namen. Besser bekannt als „Chet Faker“ räumte er mit seinem Debütalbum „Built On Glass“ so einiges ab, darüber hinaus wurde das Cover „No Diggity“ zu einem Hit. All das ist die Vergangenheit, mit der er nun bricht. „Missing Link“ ist ein Neuanfang, der allerdings auch Vergangenes nicht vergisst, zudem ist Murphys markante Stimme natürlich so geblieben, wie sie war.

Der Albumopener „Your Time“ wirkt erst einmal jedoch als Hinweis: „Seht her, wenn ich wollte, könnte ich genauso weitermachen.“ Das von Kaytranada produzierte Stück kommt „Built On Glass“ noch am nähesten. Ein Sound, irgendwo zwischen Clubtauglichkeit und Sofachillen, von dem er sich nun jedoch verabschiedet. „Bye“ ist weniger Titel denn Ansage, in diesem Zwischenspiel liegt eine komplette Wandlung. Hin zum Monumentalen, zum Lärm, zum Ausbruch. Kurzzeitig könnte dieser Track gar ein Intro Marke The Prodigy sein. Wenig überraschend startet auch „I’m Ready“ mit maximaler Lautstärke. Mit schiefen Tönen, Feedback, knarrenden Beats, nur um Sekunden später dann erst einmal zusammen zu fallen. Die flirrenden, pluckernden Elektrosounds dürfen noch einen kurzen Moment im Vordergrund agieren, ehe sich Murphy von ihnen befreit, um im Refrain mit großer Geste in die Nähe Richard Ashcrofts zu rücken.

Die fünf neuen Stücke bieten deutlich mehr Abwechslung als es das gesamte, wohlgemerkt sehr gute, „Built On Glass“ je zeigen durfte. „Forget About Me“ wechselt zigfach Tempo und Stil. Es ist ein Pophit, samt Glockenspielbeat und Orchestergestik und gen Ende eine herrlich wirre Elektroorgie. „Weak Education“ bedient sich gar beim Electroswing, ehe auch dieser Song eine geniale zwischenzeitliche Klavierhookline auspackt, um schließlich im Jazz auszufaden. Wo es bislang reichte, Chet Faker in Beats per Minute zu beschreiben, sind es nun die Ideen pro Minute, die seinen neuen Stil ausmachen. „Missing Link“ sprüht nur so vor Kreativität. Wenn das die Art und Weise ist, wie sich Murphy nur ausprobiert, dann darf er gern noch weitere Verwandlungen durchführen.

Klaus Porst

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"Weak Education"

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Bye-Bye



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