Rezension

Next Stop: Horizon

We Know Exactly Where We Are Going


Highlights: Mountain Bells // Reed Organ Song
Genre: Indie // Jazz // Pop
Sounds Like: Get Well Soon // A Whisper In The Noise

VÖ: 26.08.2011

Einen Fehler zu vermeiden, bedeutet noch lange nicht, die Welt zu retten. Diesem Gesetz folgend gibt es unzählige Musikerinnen und Musiker in unserem Universum, die sich sehr gut darauf verstehen, ein Muse-Riff zu spielen oder Kurt Cobain zu imitieren – nur geht ihnen das Prickelnde, das Frische in ihrer eigenen Musik ab. In einem von zehn, ja, vielleicht auch in einem von fünfzig Fällen aber erscheint ein Album wie "We Know Exactly Where We Are Going" aus Göteborg.

Unwahrscheinlich, dass Pär & Jenny, die dafür hauptverantwortlich sind, vorhaben, die Welt mit dieser Platte zu retten. Nach eigener Aussage sind die Ziele von ihrer Band "Next Stop: Horizon" eher, sich selbst zu verwirklichen: "Wir wollten neue Klänge. Und alte Klänge. Wir wollten klangliche Bilder dessen kreieren, was wir in jenem Winter waren. Wovon wir geträumt haben. Was uns beschäftigt hat. Wie wir uns gefühlt haben. Wer wir sein wollten."

Es geht um das kleine Ganze. Und das haben Next Stop: Horizon eindrucksvoll geordnet. Sie zeichnen Bilder mit ihrer Musik: Spieldosen, die sich hinter verstaubten Schaufenstern drehen ("Mountain Bells"), Schmetterlinge, die über morgendliche Lichtungen schwirren ("Tiny Wings"). Sie beschwören Erinnerungen herauf an vieles, das war, ohne dabei jemals in Nostalgie zu versinken. Dazu bedienen sie sich eines ganzen Arsenals an akustischen Instrumenten: Klarinette, Kontrabass, Klavier & Co. Hin und wieder gesellen sich choraler Gesang, Orgel und selbst eine E-Gitarre hinzu. Begleitet von einem mal jazzigen, mal treibenden Schlagzeug ergibt sich eine Mischung aus Lebenslust und dem abgeklärten Spirit einer maritimen Bar. Diese Bar wäre ganz sicher eine Jazz-Bar, wie sie die Welt in all ihrer Perfektion noch nicht gesehen hat. Und hätten Next Stop: Horizon an jenem Abend geladen, so wären Get Well Soon, A Whisper In The Noise und Yann Tiersen unter den Gästen.

All dem könnte ein Szenario zugrunde liegen: Wir befinden uns im nördlichen Atlantik im Jahre 1912 und schippern an Bord eines gigantischen Kolosses, sagen wir mal, er heißt Titanic. Dann rammen wir einen Eisberg und beginnen zu sinken. Und während an Deck Menschen um ihr Leben kämpfen, sitzen wir stilsicher gekleidet im Salon, stecken uns eine letzte Zigarre an und lauschen den friedlichen Klängen der Band, die bis zum bitteren Ende spielt: "Next Stop: Horizon".

Mischa Karth

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