Rezension

Nathaniel Rateliff

Falling Faster Than You Can Run


Highlights: Nothing To Show For // I Am // When Do You See // How To Win
Genre: Singer-Songwriter // Folk
Sounds Like: Bon Iver // Bright Eyes // Ryan Adams

VÖ: 24.01.2014

„Falling Faster Than You Can Run“ ist der Moment, diese bestimmte Einheit von hörbar gemachter Zeit, in der man das Gefühl hat, die eigenen Grenzen verschwimmen mit dem ganzen Rest der großen, weiten Welt. Vielleicht würden andere oder mitunter auch man selbst dieses Gefühl als naives Weltumarmen degradieren. Und eigentlich steht man auch gar nicht auf so einen Kitsch, auf diese Gefühlsduselei. Mag es an Rateliffs Eindringlichkeit liegen, an seiner offengelegten bittersüßen Verzweiflung oder auch an seiner erschreckenden Ehrlichkeit: Für die Songs Rateliffs öffnen wir unseren verschrobenen Panzer und lassen alles zu, bis es weh tut. Und darüber hinaus. 

Bereits das 2011 veröffentlichte Debüt Rateliffs baut Spannungen und Stimmungen ganz behutsam, ganz schlicht auf: Einfache Akkordabfolgen, abgerundete Harmonien, kleine Popmelodien und hübsche Refrains versprechen eine gute Singer-/Songwriterplatte. Rateliff aber ist mit dem, was er tut, längst über „gut“ hinaus. Seine starke Stimme, das Gespür für eine Melodie, die alles, was der Künstler zu erzählen hat, tragen kann und seine distanzlose Authentizität ergreifen den Hörer ohne Umschweife und sorgen für ungefragtes Durchlüften in Gehirn und Ohren. 

Dies geschieht nicht nur bei dem zweifellos voranpreschenden „Nothing To Show For“, sondern auch bei leiseren Nummern, wie etwa „When Do You See?“ oder wenn Rateliff sich an Gefilde des Swing anlehnt („Right On“). Bemerkenswert ist bei all dem, dass dieser Langspieler durch seine Dynamik davon absieht, anzustrengen: Rateliff überfrachtet nicht, auch wenn er von großen Gefühlen, großem Versagen und großen Zweifeln singt. 

Bevor nun noch mehr Zuckerguss verteilt wird und an dieser Stelle Aussagen getroffen werden, die besagen, dass man aufgrund von Rateliffs Album am liebsten pathetische Reden über die Dankbarkeit der eigenen Gehörgänge halten möchte, sei der Einfachheit halber zusammengefasst: Spitzenplatte! Unbedingt anhören, sein Herzchen dafür öffnen und schwelgen!

Silvia Silko

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"Still Trying" bei Soundcloud
"Nothing To Show For" bei Soundcloud

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