Rezension

Nada Surf

You Know Who You Are


Highlights: Cold To See Clear // Friend Hospital // Gold Sounds
Genre: Power Pop // Indie // Singer/Songwriter
Sounds Like: Death Cab for Cutie // Brendan Benson // Phantom Planet

VÖ: 04.03.2016

Nach 20 Jahren Bandgeschichte geht Nada Surf mit „You Know Who You Are“ zum ersten mal ein wenig die Luft aus. Übel nehmen kann man es ihnen natürlich in keinster Weise, außer man kann selber von sich behaupten, 20 Jahre auf diesem Niveau musiziert zu haben. Und das dürfte auf die wenigsten zutreffen.

Was vor 20 Jahren mit dem unerwarteten Erfolg von „Popular“ begann, ist immer noch eine bemerkenswerte Karriere, die Matthew Caws, Daniel Lorca und Ira Elliot da vorweisen können. Album für Album wurde der Power-Pop perfektioniert und das hatte zur Folge, dass die treue Fangemeinde rund um den Globus stetig wuchs. Spätestens seit dem perfekten Album „Let Go“, welches gefühlt nur aus Hits besteht, sind Nada Surf als Indie-Institution gesetzt.

Mit der neuen Veröffentlichung „You Know Who You Are“ sieht die Sache leider etwas anders aus. Wo der Opener „Cold To See Clear“ noch gut anzieht und die freudige Erwartung auf Altbewährtes schürt, klammert „Believe You're Mine“ das Power der Genrebeschreibung schon aus. „Friend Hospital“ hält das Tempo ebenfalls zurück, entwickelt aber durch die Moll-Verliebtheit eine einnehmende, melancholische Stimmung. Anschließend bringt „New Bird“ in knapp drei Minuten plötzlich wieder Stimmung in die Playlist und zeigt die Stärke der Band auf. Dass diese Stärke auch auf wunderbare Midtempo-Stücke zutrifft, ist unbestritten, allerdings auf dieser Veröffentlichung etwas überreizt. Nur der Titeltrack „You Know Who You Are“ bäumt sich nochmal auf, bevor die Platte mit „Gold Sounds“ und „Victory's Yours“ unaufgeregt ausklingt.

Nada Surf haben mit „You Know Who You Are“ eine qualitativ hochwertige Platte aufgenommen, keinen Zweifel. Nur ist man nach dem ersten Durchgang nicht sofort geneigt, diese Platte sofort wieder rotieren zu lassen. Zu unaufgeregt plätschern die Songs dahin und kommen zu selten auf den Punkt. Es finden sich trotzdem etliche schöne Details auf dieser Aufnahme, die häufig auch auf das Konto von Doug Gillard gehen, neuerdings viertes Bandmitglied, der zuvor schon für Guided by Voices in die Seiten gegriffen hat. Doch solange Matthew Caw mit seiner saften Stimme soviel Gefühl in die Songs legt, kann Nada Surf wenig passieren. Nächstes mal vielleicht mal wieder die Gitarren mehr aufreißen.

Sönke Holsten

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