Rezension

Mother's Cake

No Rhyme No Reason


Highlights: H8 // Big Girls // The Sun
Genre: Progressive Rock // Psychedelic Rock
Sounds Like: Muse // Red Hot Chili Peppers // The Mars Volta

VÖ: 27.01.2017

Auf ihrer dritten Platte setzen Mother's Cake Prioritäten. Zwei Alben lang haben die drei Österreicher gut damit bestritten, dauerhaft aus allen Rohren zu feuern: krachige Funkrock-Riffs, trippige Psychedelik, progressive Strukturen, eingängige Melodien und vertrackte Rhythmen ließen auf „Creation's Finest“ und „Love The Filth“ reihenweise Kinnladen nach unten klappen, machten das Geschehen aber auch regelmäßig unübersichtlich und etwas wenig prägnant. „No Rhyme No Reason“ begegnet diesem Problem in der denkbar effektivsten Weise: mit einer kompromisslosen Fokussierung auf den Song und ganzen Wagenladungen an überschüssiger Energie.

Das Ergebnis ist ein Album, das mit dem Musiker-Wunschtraum „all killer no filler“ tatsächlich mal adäquat beschrieben ist. Vom Titeltrack am Anfang der Tracklist an brennen Mother's Cake ein Feuerwerk an grandiosen Riffs und genialen Melodien ab, ohne sich zu wiederholen oder in irgendeiner Weise nachzulassen. Mal werden sie dabei brachial und fuchsteufelswild wie im an die frühen Muse erinnernden „H8“, mal bluesig wie in „Black Roses“, das sich seinen psychedelischen Vibe bei den jüngeren Alben der Arctic Monkeys borgt. In „Big Girls“ kreuzen Mother's Cake Pink Floyd und Led Zeppelin und klingen dank Sänger Yves Krismer doch vor allem nach sich selbst.

Bemerkenswert ist dabei, wie fokussiert Mother's Cake vorgehen, während sie Hit an Hit reihen. Strophe-Refrain-Schemata und Leise-Strophe-lauter-Refrain-Dynamiken mögen dank jahrelangen Übergebrauchs für viele unerträglich geworden sein. Auf „No Rhyme No Reason“ kanalisieren sie fantastische Songideen in fantastische Songs, die vor Spielfreude nur so sprühen. Dazwischen schaffen sich Mother's Cake ihre Spielwiesen: In „Streetja Man“ gönnen sie sich etwa einen ausufernden psychedelischen Zwischenteil, der perfekt auf das funkige Outro vorbereitet. „Enemy“ flirtet mit Reggae. „Hide & Seek“ bedient sich schamlos bei den Synthesizer-Sounds der Achtziger. Und „Isolation“ zollt Prince Respekt.

Trotz des stilistischen Spagats halten Mother's Cake den Laden auch über die Songgrenzen hinaus irgendwie zusammen. Am Ende bringt „No Rhyme No Reason“ satte 55 Minuten Spielzeit auf die Uhr – und ist doch keine Minute zu lang. Das muss man auch erst einmal hinkriegen.

David Albus

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