Rezension

Monotekktoni

Different Steps To Stumble


Highlights: Where´s The Hole // Your Colour Was Not Strong Enough // Roof // I´m A Wheelchair
Genre: One-Woman-Electronic-Music-Magic-Show
Sounds Like: "emotional violence meets electronic coldness"

VÖ: 19.09.2008

„MO-NO-TEKK-TO-NI“, wenn das mal keine Gedanken an Physik, Moleküle, Verschiebungen, Explosionen, Unendlichkeiten auslöst! So klingt es dann auch: Nach Unendlichkeit. Mal Makro, mal Mikro, riesig groß und atemberaubend breitflächig, oder winzig klein und faszinierend detailliert. Facettenreiche Klänge sind zu hören, und auch mit ihrer Stimme spielt Tonia Reeh in den verschiedenen Songs immer wieder. Sie singt mal im Sopran, mal im Bass, auf Englisch oder Deutsch, erzählend, schreiend, und vor allem unheimlich vielseitig.

Klatsch-und Klopfgeräusche, die aus dem Nichts zu kommen scheinen, eröffnen das Album. Dazu erschallen urzeitliche Rufe, bis erstaunlich poppig Tonia Reehs Gesang einsetzt. Mit wundervollen und nachdenklich stimmenden Lyrics, deren hohes Niveau sich über die Albumlänge hindurch zieht. „Your Color Was Not Strong Enough“ klingt anfangs nach 80´s Disco-Synthie-Musik, und die Geräte, durch die diese Sounds entstanden sind, stammen wahrscheinlich auch noch aus genau dieser Zeit. Nun sorgen die alten Synthesizer bei Monotekktoni schon zum vierten Mal für Geräusche und Melodien in Albumlänge. „Chinese Afterburner“ erinnert an Björk'sche Elektronik, Yoko Onos schrägen Gesang und CocoRosies asiatische Fremdartigkeit. „Dirty Paradise“ beginnt mit hellen Lauten, die an fallende Schneeflocken erinnern, um dann von düsteren Lyrics und tiefer Gesangsstimme überschattet zu werden.

Im Ganzen bietet „Different Steps To Stumble“ unheimlich viel Flickern und Flackern. Es scheint, als wechseln sich Raumschiff-Laser mit Harfen-Klängen ab. Die ersten Songs des Albums wirken insgesamt alle mehr oder weniger poppig, mit englischem Gesang und einprägsamen Melodien. „Roof“ scheint das Album zu teilen. 63 Sekunden dazwischen gepackte pure Melancholie, ein weit entferntes Klavierspiel aus alten Zeiten. Das Instrumentalstück bildet eine Brücke zwischen den bisherigen englischen Lyrics und den folgenden zwei Liedern mit deutschen Texten.

„Es ist um 8 Uhr abends und ich bin schon besoffen!“ leitet diesen Teil ein. Dann setzt der Elektro ein. Verschluckt die Worte halb, spuckt sie wieder aus. Ein grober Mix aus Deutsch und Englisch. Die beiden Songs mit deutschen Lyrics wirken deutlich aggressiver und dreckiger. Wahrscheinlich schon alleine dadurch, dass die Worte einfacher verständlich sind, direkter ins Gehör und ins Gehirn gehen. „Häßlichent“ klingt hässlich. Besser kann man es gar nicht beschreiben. Es wirkt wie eine Konfrontation, etwas, bei dem man eigentlich gerne weg schauen würde, oder besser gesagt weg hören, weil es in den Ohren weh tut. „Hässlich! Hässlich! Hässliche Ente!“ wird da gekreischt. Und das Ganze wirkt wie Kunst, Kunst, die die Augen öffnen möchte, die nicht nur die schönen Seiten des Lebens zeigt, sondern schockieren möchte. Und in der Tat, wenn man Tonia Reehs Texten zu hört, bewirken sie etwas. Teilweise können sie verstörend und deprimierend wirken, den Hörer traurig, aber vor allem auch nachdenklich hinterlassen.

Und genau so, nämlich nachdenklich, wird man stehen gelassen, wenn die letzten Töne von „I´m A Wheelchair“ verklingen. Der Song mit dem wunderschönen Titel lässt das Herz schwerer schlagen, wenn man den langen Moll-Tönen und der traurigen Erzählung lauscht: „Take her to somewhere“. Und dann: Ende.

Marlena Julia Dorniak

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