Rezension

Mono

Nowhere Now Here


Highlights: After You Comes The Flood // Sorrow // Vanishing, Vanishing Maybe
Genre: Postrock
Sounds Like: This Will Destroy You // Explosions In The Sky // Pelican

VÖ: 25.01.2019

Mittlerweile schlägt sich die Berechenbarkeit klassischer Postrock-Alben ja schon auf der Metaebene, sprich, in Rezensionstexten und ihren ausgelutschten Floskeln nieder. Klanglandschaften hier, Gitarrenwände dort, langsamer und epischer Aufbau, bla bla. Der Konsens bleibt dennoch: Trotz aller Ähnlichkeiten lassen sich auch hier Spreu und Weizen problemlos trennen – Mono gehören weiterhin zu ersteren.

Mittlerweile scheint es erste Priorität der Japaner geworden zu sein, nicht den glitschigen Abhang hinunter zu rutschen, an dessen Ende die Selbstparodiewerdung steht und an dem so manche Band zwangsläufig entlangstolpert, die sowohl einen markanten eigenen Stil als auch eine Diskographie von gewisser Größe hat. So verteilten Mono zwei ihrer größten Stärken – simpel-filigrane Melodien und tobende Walls of Sound – beispielsweise 2014 auf zwei separate Alben, statt sie wie gewöhnlich zu kombinieren und auch ihr Zehntling „Nowhere Now Here“ geht hin und wieder zumindest nicht komplett vertraute Wege: Das gerade einmal knapp anderthalbminütige „God Bless“ kann beinahe als eine Art Intro verstanden werden, bevor „After You Comes The Flood“ den langsamen, epischen Aufbau (siehe oben...) quasi nur antäuscht, um dann aus fast heiterem Himmel die Gewitterwolken lossprudeln zu lassen. Auch dezent eingesetzt Bläser, Synthesizer und vor allem Gesangsparts wie auf „Breathe“ sind im Arsenal Monos zumindest keine regelmäßig eingesetzten Mittel.

Und doch kommt das Quartett aus Tokio auch auf „Nowhere Now Here“ nicht komplett aus seiner Haut. Die Lösung des Paradoxons, dass Postrockbands gerne stilistische Geradlinigkeit vorgeworfen wird, sie mit jeder allzu markanten Änderung wohl jedoch automatisch aus den Genregrenzen hinaus fallen würden, kann von ihnen natürlich niemand erwarten – doch auch für sich genommen haben Mono mittlerweile einige Merkmale, die sie auch 18 Jahre nach ihrer Gründung nicht ablegen können, sei es die Methode, Songs mit arpeggierten Gitarrenakkorden zu beginnen oder jene, kurze Klavierballaden ans Ende ihrer Alben zu stecken. Da könnte mancher Zyniker dann vielleicht doch noch über diese Formen der Selbstkopie lachen. Nur ist auch „Nowhere Now Here“ wieder dermaßen schön und (trotz allem musikalischen Kitsch, der eben auch zu Mono gehört) ergreifend, dass selbst denen das Lachen aufgrund der einen oder anderen Rührungsträne im Halse stecken bleiben sollte.

Jan Martens

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