Rezension

Forever Neverland


Highlights: Blur // Nostalgia // Purple Like Summer Rain
Genre: (Elektro-)Pop
Sounds Like: Banks // HAIM // Lorde

VÖ: 19.10.2018

Mø hat ein Problem, das viele Elektropop-Künstler kennen. Größerflächige Bekanntheit erreichte sie durch die Major-Lazer-Hits "Lean On" und "Cold Water", denen sie ihre Stimme lieh, die allerdings das Werk der Künstlerin nur bedingt repräsentieren. Auf "Forever Neverland", ihrem zweiten Langspieler, stellt sich die 30-jährige genau dieser Herausforderung.

"Forever Neverland" ist eine Pop-Platte über das Nicht-älter-werden-Wollen. Mø zeigt der Adoleszenz den Mittelfinger und hat dabei immer einen Fuß auf dem Dancefloor. Grundsätzlich gelingt es, ein breites musikalisches Spektrum anzubieten, ohne dabei das unverkennbar Verspielte und Kindliche des Mø-Signature-Sounds zu verlieren. Rap-Experimente auf "If It's Over" treffen auf Country-Pop-Anleihen im starken und ungewohnten "Blur" und klassische EDM-Spielereien mit What So Not und Diplo. Insgesamt ist "Forever Neverland" in seiner Produktion wesentlich komplexer und bisweilen auch inkonsistenter als noch der Vorgänger – ein Ergebnis von fast 12 am Album arbeitenden Produzenten.

Die Songs für sich genommen glänzen Mø-typisch durch eine schier grenzenlose Eingängigkeit und wahnsinnig starke Hooks. Nahezu jeder Song mit Ohrwurm-Potenzial. Doch genau hier krankt das Album: jeder einzelne Song ist ein potentieller Club-Hit ohne große Substanz. Gerade inhaltlich ist dieser "Don't grow up, it's a trap"-Peter-Pan-Gestus wenig überzeugend – was nicht zuletzt daran liegt, dass Mø selbst die magische 30er-Grenze gerade überschritten hat. Das hat man anders und weniger plakativ bei Künstlern wie Lorde schon überzeugender gehört.

Insgesamt ist "Forever Neverland" ein gutes Album mit starken Songs und großartigen Melodien. Doch ein zusammenhängendes Kunstwerk ist es nicht und damit verpasst Mø die Chance, aus dem Schatten der Clubhits-Berühmtheit herauszutreten. Das nächste Album wird zeigen, ob dieser Schritt gelingt oder ob sich Mø in dieser Zwischenwelt der kurzweiligen Clubhits wohlfühlt. Die Selbstverständlichkeit, mit der sich "Forever Neverland" in diesem Bereich bewegt, lässt letzteres sehr wahrscheinlich erscheinen.

Andreas Peters

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