Rezension

Moddi

Floriography


Highlights: Rubbles // Magpie Eggs // Ardennes // 7! // Korokstav-emne
Genre: Singer-Songwriter // Skandinavischer Folk
Sounds Like: Einar Stray // Team Me // Björk // Monzano // Rökkurró // Jónsi // Sigur Rós

VÖ: 28.01.2011

Es dauert eine Weile, bis man überhaupt die ersten Töne zu hören bekommt. Eine aus der Ferne erklingende Violine erzeugt mit ihren kratzend-hauchigen Flageolett-Tönen eine Geräuschkulisse, aus der sich ein Akkordeon hervortut, bevor Pål Moddi Knutsens markante Stimme einsetzt. Mit beharrlicher Konsequenz erzeugt der junge Norweger im Opener „Rubbles“ seines Debütalbums „Floriography“ eine zunehmende Spannung, die sich nach vier Minuten in einem großen Aufschrei mit donnernden Drums entlädt. „This air is too heavy to breathe“, singt er verzweifelt.

Wer sein Album nach der sogenannten „Blumensprache“ benennt, weiß genau, dass Worte nicht die einzige Möglichkeit sind, sich auszudrücken. Mit einfachen Mitteln schafft es der unscheinbare Norweger, der sich gerne hinter seinem großen Akkordeon zu verstecken scheint, bereits im ersten Song von „Floriography“, seine eigene musikalische Welt zu erschaffen, die skandiniavische Schroffheit mit schlichter Schönheit verbindet, in welcher der Wohlklang gepflegt wird, aber keine Wagnisse gescheut werden. Auch im nachfolgenden „Magpie Eggs“ ist es ein großer Ausbruch, in dem der Song gipfelt. Moddis Vorgehen wirkt jedoch nie berechnend oder gar manipulativ, hierfür sind seine Texte und die Art des Vortrags zu ehrlich. Außerdem verliert sich Moddi nie in denselben Songstrukturen: seine Akkordwechsel sind kreativ und auch die rhythmische Gestaltung der Songs ist erfrischend vielseitig.

„Floriography“ ist ein Album, das man sich unbedingt am Stück anhören sollte, da hier jeder Song von der Atmosphäre, die das vorhergehende Stück geschaffen hat, profitiert und seinen Teil zu diesem sehnsüchtigen und nachdenklich stimmenden Ganzen beiträgt. „Ardennes“ ist ein Paradebeispiel für den unglaublich facettenreichen Einsatz des Schlagzeugs auf diesem Album, in „Poetry“ ist es wieder das Akkordeon, das einen durch den knapp siebenminütigen Song führt und das schlicht betitelte „7!“ nimmt unverhofft epische Ausmaße an. Selbst "Krokstav-emne", der einzige Song des Albums, in dem er sich seiner Muttersprache bedient, schafft es, einen zu berühren, ohne dass man ein Wort versteht, worum es hier gehen mag. Es ist die Leidenschaft, mit der hier musiziert wird, die einen zum Zuhören zwingt und Moddis Musik eine Faszination verleiht, wie man sie nur selten verspürt.

Kilian Braungart

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