Rezension

Mint Mind

Thoughtsicles


Highlights: Thoughtsicles // The Hassle From The Man // Sleepyhead Pt. 1
Genre: Indie-Rock // Punk-Rock // Post-Rock
Sounds Like: Dinosaur Jr. // Pixies // und noch viel zu viele mehr...

VÖ: 10.01.2020

Sänger und Gitarrist Rick McPhail ist seit „Pure Vernunft Darf Niemals Siegen“ fester Bestandteil von Tocotronic, er hat ihren Sound der sogenannten Berliner Jahre mit seinem Gitarrenspiel geprägt. Das ist auch bei Mint Mind hörbar, aber leider beginnt das Album mit einigen schwächeren Kompositionen, die sich hinter diesem Sound verstecken.

Es geschieht wenig Neues, die Songs wirken schon beim ersten Hören etwas angestaubt und McPhails Stimme ist nicht variantenreich genug, um das zu kaschieren. In der Mitte des Albums verstecken sich dann allerdings stärkere Songs. „The Hassle From The Man“ ist ein an die Goldenen Zitronen erinnernder punkiger Protestsong („If it’s united we stand / then it’s divided we'll fall“), zwei Stücke weiter folgt der Höhepunkt „Thoughtsicles“. Der Titeltrack, der zugleich die erste Vorab-Single war, ist ein musikalischer Ritt durch drei Jahrzehnte. Er kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn das Album braucht hier dringend einen Bruch. Zehn Minuten geht der Song, der sich grob in drei Teile unterteilen lässt: Der erste ist ruhig und psychedelisch und im Stile der 60er-Jahre gehalten, im zweiten Teil geht es zehn Jahre weiter in der Musikgeschichte, hier wird es laut und erinnert an Neil Young & Crazy Horse. Im letzten Teil dominiert eine krautige Synthesizerlinie über einer wavigen Gitarre – ganz die Achtziger. „Sleepyhead Pt. 1“, der vorletzte Song des Albums, ist ein Akustiksong, was McPhail sehr gut steht.

Die Versöhnung mit Mint Minds zweitem Album „Thoughtsicles“ gelingt also doch, aber erst in der zweiten Hälfte. Dort passiert mehr, die Songs verabschieden sich von klassischen Strukturen und verstecken sich nicht mehr hinter Soundtüfteleien, der Gesang öffnet sich für Emotionen, er wird mal wütend, mal schwelgerisch. Es wirkt so, als habe sich die Band nicht getraut, mit Experimenten zu beginnen, und diese stattdessen an einen konventionelleren ersten Teil angehängt. Das ist schade, denn mit ein paar mehr Songs im Stile der zweiten Hälfte wäre „Thoughtsicles“ ein starkes Album. So bleibt der Titelsong der Höhe- und Wendepunkt.

Per Horstmann

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