Rezension

Michael Kiwanuka

Love & Hate


Highlights: Cold Little Heart // Black Man In A White World // Love & Hate
Genre: Soul // Blues // Jazz
Sounds Like: Marvin Gaye // Otis Redding // Alabama Shakes

VÖ: 15.07.2016

Wo es für Michael Kiwanuka vor vier Jahren auf seinem vielgelobten Debütalbum „Home Again“ noch um das Suchen und Finden eines Heimatgefühls ging, verlässt er mit „Love & Hate“ nun diese heimische Komfortzone. Statt mit reduzierter Nahbarkeit wird auf Album Nummer zwei mit einer massiven Soulproduktion das persönliche Befinden vertont. Zwei Jahre hat er nach seinem gefeierten Erstling an „Love & Hate“ gearbeitet und damit einen Langspieler hervorgebracht, der wie aus der Zeit gefallen wirkt – so vermeintlich eindeutig klingt es nach einer Produktion der späten 60er Jahre. Mitverantwortlich für diese klangliche Rückbesinnung zeigt sich Brian Burton aka Danger Mouse, der vom Debüt des Londoners so angetan war, dass er sich initiativ für die Arbeit am Zweitwerk anbot und tatsächlich den Zuschlag erhielt. Und dass diese Zusammenarbeit mit „Love & Hate“ einen wunderbaren Langspieler hervorgebracht hat, ist schwer zu bestreiten.

Den Auftakt macht das zehn Minuten lange „Cold Little Heart“, welches den Spannungsbogen fast bis ins Unendliche spannt, bis er nur von Kiwanukas Stimme und reduziertem Gitarreneinsatz zu einem ruhigen Ende findet. Der Folgesong und die gleichzeitig erste Singleauskopplung „Black Man In A White World“ bringt mit gekonntem Südstaaten-Blues seine Erfahrungen mit dem ständigen Außenseiter-Gefühl als Dunkelhäutiger auf den Punkt. Der Titeltrack „Love & Hate“ setzt gleich zu Beginn den Chor im Gehörgang fest, justiert mit den Streichern kurz nach, bis Kiwanuka anschließend mit seiner Stimme dieses Stück Musik endgültig zwischen die Flimmerhärchen betoniert.

Michael Kiwanuka ist mit „Love & Hate“ ein großer Wurf gelungen, der sich in einem Atemzug mit Werken von Marvin Gaye oder Otis Redding nennen lassen kann. Es müsste mit dem Teufel zugehen, sollte es mit dieser Platte nicht weiter durch die Decke gehen und sie seinen Status als Singer/Songwriter-Hoffnung Englands weiter festigen. Manchmal gewinnen eben auch mal die Guten.

Sönke Holsten

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