Rezension
Megafaun
Gather, Form & Fly
Highlights: The Fade // Impressions Of The Past // The Process // The Longest Day
Genre: Americana // (Freak-)Folk // Blues
Sounds Like: DeYarmond Edison // Horse Feathers // Bowerbirds // Crosby, Stills, Nash & Young // Devendra Banhart // Sufjan Stevens // Fleet Foxes // Bon Iver
VÖ: 02.10.2009
Dass Justin Vernon, bevor er unter dem Namen Bon Iver weltbekannt werden sollte, Kopf der aus Eau Claire stammenden Band DeYarmond Edison war, dürfte so manchem bekannt sein. Schade nur, dass sich für den Rest der Band kaum einer zu interessieren scheint. Während nämlich Justin Vernon mit DeYarmond Edisons kraftvollem Sound endgültig brach und sich fragilerem, aber eher klassisch gehaltenem Singer-Songwritertum widmete, setzten Joe Westerlund und die Brüder Brad und Phil Cook als Megafaun konsequent fort, was sich in der Vorgängerband schon andeutete. Und so präsentieren sie uns mit „Gather, Form & Fly“ schon das zweite Album, das traditionelle Einflüsse mit verspielter Experimentierfreude verbindet.
„Gather, Form & Fly“ sollte Fans von Freak-Folk und Americana gleichermaßen für sich gewinnen können, denn hier wechseln sich ganz ungezwungen geradlinige Songs mit Abstechern in experimentellere Bereiche ab. Das bluesig-melancholische Instrumental „Bella Marie“ gehört mit dem wunderbar melodieseligen „Worried Mind“ und dem von angenehmen Harmonien erfüllten „The Longest Day“, dem Christy Smith von The Tender Fruit ihre Stimme leiht, zu den schönsten Momenten des Albums. Im Kontrast dazu stehen das herrlich verquere „Columns“ und das große Highlight des Albums „Impressions Of The Past“, das selbst den experimentellen Stücken Sufjan Stevens’ an Ausgefuchstheit und Ideenreichtum in nichts nachsteht. Übertrieben brav gestaltet sich der Anfang des Songs, bis sich Bläser und Streicher zunehmend miteinander vermengen, sich gegenseitig aus der Bahn werfen, unvermittelt ein neues Thema anreißen, um dann aber dem Klavier die Führung zu überlassen, bis schließlich der a-Capella-Gesang den Song dorthin zurückführt, wo alles angefangen hat.
Die meisten anderen Songs bewegen sich irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Das undurchsichtige „Kaufman’s Ballad“ bedient sich beim Appalachian Folk, „The Fade“ klingt wie ein Song von Crosby, Stills, Nash & Young und „Solid Ground“ zeigt sich als erdiger Blues-Song, der mit ausgelassenem Gebrüll der Grenze zur Hässlichkeit gefährlich nahekommt. „Darkest Hour“ erhebt sich als Kanon aus einer Gewitterkulisse und das wie ein gewöhnlicher Folkrock-Song beginnende „Guns“ verliert sich nach drei Minuten in einem Geräuschteppich. Besonders ideenreich zeigt sich das kraftvolle „The Process“, das geschickt eine Fiedel integriert, wo man es kaum erwartet hätte.
Erfreulich an Megafauns zweitem Album ist, dass trotz der vielen verrückten Ideen, mit denen hier aufgewartet wird, nie die Authentizität verloren geht. Wenn Songs in den Freak-Folk-Bereich abdriften, passiert das ganz selbstverständlich. Man hat nicht das Gefühl, dass auf Teufel komm raus gezeigt werden soll, wie mutig Megafaun in dem, was sie machen, doch sind. Denn im Vordergrund stehen hier immer die Melodien, auf welche Weise sie auch verfremdet sein mögen. So bleibt zu hoffen, dass Megafaun bald eine größere Bekanntheit erlangen. Was sie auf diesem Album abliefern, ist musikalisch gesehen nämlich nicht minder interessant als die Songs Justin Vernons.
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