Rezension

Maybeshewill

Fair Youth


Highlights: Fair Youth // Waking Life
Genre: Instrumentalrock
Sounds Like: God Is An Astronaut // 65daysofstatic // Yann Tiersen // Ef

VÖ: 22.08.2014

Zwischen den Stühlen sitzt es sich manchmal am gemütlichsten. Siehe die Möbelwelt der instrumentalen Rockmusik: Diese hat mit weitflächigem Postrock, frickelig-schnörkeligem Mathrock und knallharten Brettern wie And So I Watch You From Afar zwar recht klar definierte Eckpunkte, aber eben auch viel Raum dazwischen, in dem als vielleicht prominenteste Vertreter Maybeshewill ihre Flickendecke aufgeschlagen haben. „Fair Youth“: Ihr Album Nummer 4.

„I Was Here For A Moment, Then I Was Gone“ von 2011 – vielleicht das Opus Magnum der Sheffielder, episch und doch einfühlsam und dabei lediglich hin und wieder die Rohheit der Vorgänger vermissend. Doch leidet „Fair Youth“ nun daran, dass eine weitere Fortführung dieses Prinzips zuviel des Guten zu sein scheint: So sorgt die noch stärkere Konzentration auf Piano und anmutige Melodie-Miniaturen dafür, dass die Intensität, die Maybeshewill gerade live an den Tag legen, viel zu häufig ins Hintertreffen gerät; gleichzeitig schaffen es weniger Songs als zuvor, sich auch trotz geringer Länge das Prädikat „Epos“ zu verdienen. Dies sind natürlich in gewisser Hinsicht auch zwei Seiten der gleichen Medaille: Denn wenn ein Song wie der tolle Titeltrack einmal so richtig ausbricht, dann sind nicht nur diese Stellen per se imposant, sondern auch, wie sich zarte Klaviertöne zu diesen entwickeln können.

Und auch wenn „Fair Youth“ durchgängig handwerklich überzeugt, auch mit geschickt eingesetzten Bläsern und Synthies Weiterentwicklung erkennen lässt, erweckt es manchmal gar den Eindruck, als handele es sich bei manchen Songs eigentlich nur um instrumentale Interludes von Bands, die eigentlich mit Vocals agieren. Für richtigen Postrock sind die Spannungsbogen dann nämlich oft doch nicht lang genug, jedoch immer noch zu ausufernd, um nur durch die einschmeichelnd-zarten Melodien überzeugen zu können. Zwischen den Stühlen kann man nun einmal auch gut Platz nehmen – man muss nur aufpassen, dass man dabei nicht irgendwann auf den Hintern fällt.

Jan Martens

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