Rezension

Mark Lanegan Band

Somebody's Knocking


Highlights: Dark Disco Jag // Gazing from the Shore // Letter Never Sent
Genre: Alternative Rock
Sounds Like: Leonard Cohen // Tom Waits // New Order

VÖ: 18.10.2019

Mark Lanegan lotet seit ein paar Jahren und Alben aus, zu welcher Musik seine Grabesstimme am besten passt. Vom elektronischen "Phantom Radio" in die gotische Alternative-Kathedrale "Gargoyle" führte ihn der Weg bereits, nun ist er mit "Somebody's Knocking" bei unüberhörbaren Post-Punk-Einflüssen angekommen. Dass das gruftigste Rock-Subgenre gut mit dem Düsterheimer-Image des US-Amerikaners harmonieren könnte, ließ sich schon vermuten. Und ja: Es funktioniert so gut wie erwartet.

In "Dark Disco Jag" raunt Lanegan zu zähen Bass-Synthesizern und Drumcomputer-Beats ein makabres "Sway now, sister, sway/Where they scatter her bones" in den Äther – das passt wie Stein auf Grab. "Letter Never Sent" stellt dem Sänger filigrane Chorus-Gitarren zur Seite, die ihn im Duett umschwirren, als hätten The Cure zu viel Thin Lizzy gehört. "Night Flight To Kabul" könnte gleich komplett aus den Achtzigern stammen: Weder Arrangement noch Instrumentierung oder Produktion verraten die Neuerscheinung.

Gestrig oder gleichförmig wirkt "Somebody's Knocking" trotzdem nicht. Dafür experimentiert Lanegan zu ausgiebig, kreuzt in "Stitch It Up" Wüstenrock mit Synth-Arpeggios, wuchtet "Gazing From The Shore" nach düsteren Strophen mit überraschenden Dur-Aufhellungen Richtung Pop, bringt Anklänge an Retro-Hip-Hop in "War Horse" unter. Über die Notwendigkeit des vollelektronischen Duos "Playing Nero" und "Penthouse High" lässt sich sicher streiten und generell hätte der Spannungsbogen des Albums von zwei bis drei Songs weniger profitiert.

Trotz einiger Füller und mancher etwas zu schamloser Seitenblicke in Richtung Joy Division, New Order und Konsorten überzeugt "Somebody's Knocking" aber – als neue Facette im Werk eines Musikers, der Düsternis so sehr zu seinem Markenzeichen gemacht hat, dass er sie nun in unterschiedlichsten Formen durchexerzieren kann. Dieses Mal ist es eine bittersüße, leicht makabre und doch stellenweise fast fröhlich gesinnte Finsternis geworden. Mal sehen, was Mark Lanegan beim nächsten Album einfällt.

David Albus

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Mark Lanegan Band - "Night Flight to Kabul"

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