Rezension

Machinedrum

Vapor City


Highlights: Gunshotta // Dont 1 2 Lose U // Rise N Fall
Genre: Electro // IDM // Drum'N'Bass
Sounds Like: Burial // Holy Other // Flume // Washed Out

VÖ: 18.10.2013

Wie mag es in dem Kopf eines Tausendsassas aussehen, der, mal hier, mal dort und doch überall zuhause zu sein scheint? Travis Stewart ordnet sein Innenleben, inspiriert durch wiederkehrende Träume, dem Muster einer Stadt unter. Auf „Vapor City“ findet sich also genug Platz, unter dem Namen Machinedrum all seine elektronischen Ausdrucksweisen und Stimmungen in einer einzigen klanglichen Landkarte unterzubringen.

Viertel für Viertel soll durch die Songs der Platte beschrieben werden. Verbindendes Element der vielen Winkel von „Vapor City“ ist die elektrisierende Schnellstraße mit ihren Drum'N'Bass-lastigen Beats, die sich je nach Verkehrslage bis hin zu Hip-Hop-/Breakbeat-artigen Rhythmen entschleunigt. Dennoch dominiert das Bild der düsteren, kargen, im Dunst liegenden Betonlandschaft, evoziert durch einen Opener wie „Gunshotta“ und dem auch im Übrigen zumeist treibenden IDM-Sound.

Oder man bekommt die ganze Bandbreite in nur einem Song präsentiert, wie in dem sich sukzessiv aufbauenden „Infinite Us“ – immer schneller, immer lauter lässt der Beatbastler seine Rhythmen aufpeitschen, bis sie schließlich aufgeben und das Outro wie eine einsame Blüte inmitten eines Meeres aus Asphalt zur Entfaltung gelangen kann. Denn inmitten der großstädtischen Hektik tun sich auch hoffnungsvolle Orte der Ruhe auf. „U Still Lie“ bewegt sich verträumt, verhallt im Schatten der amerikanischen Washed Out. „Baby It's U“ schließt die Platte gefühlvoll ab, entspannt und dennoch mit dem für Metropolen typischen Grundrauschen. Wandert der Blick vom Grau des Bodens einmal gen Himmel, flimmert einem das gepitchte „SeeSea“ entgegen.

Doch anstatt Stewart hier eine multiple Persönlichkeitsstörung zu unterstellen, fallen in der Zusammennahme der starken Momente doch unverkennbare Charakterzüge auf – und diese verleihen der Stadt „Vapor City“ einen deutlichen Anstrich oder ein Wahrzeichen, wenn man so will. „Eyesdontlie“ und „Gunshotta“ sind druckvoll in den Ragga-Vocals sowie den wummernden Jungle-Rhythmen und überzeugen so durch den hohen Grad an Authentizität. Im Ergebnis eine ebenso homogene wie abwechslungsreiche Platte – wünschen wir uns weitere Träume des musizierenden Hobbygeographen.

Jonatan Biskamp

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