Rezension

Luh

Spiritual Songs For Lovers To Sing


Highlights: Unites // Future Blues // Loyalty
Genre: Indie // Synth-Pop
Sounds Like: Wu Lyf // Future Islands // Young Magic

VÖ: 06.05.2016

Keinen Bock mehr auf Kompromisse, die eigentlich erfolgreiche Band auch wegen ihres Erfolges verlassen, sich frisch verlieben, gemeinsam ein Projekt gründen… So oder so ähnlich lässt sich die Geschichte des Ellery James Roberts der vergangenen drei Jahre nacherzählen. Dieser hat maßgeblichen Anteil an dem schnellen Ableben seiner Ex-Indie-Band Wu Lyf und musiziert mittlerweile mit Freundin und Künstlerin Ebony Hoorn als "Lost Under Heaven" oder kurz LUH.

Ellis nennt Gründe für die Trennung. Mit Wu Lyf habe er sich gefühlt wie „im freien Fall“. Als er mit Freunden in Spanien Zeit an einem abgelegenen Strand verbrachte und beim Shoppen im lokalen Tante-Emma-Laden einen seiner Songs im Radio hörte, wusste er, es ist vorbei. Eine nachvollziehbare Folge wäre, wenn „Spiritual Songs For Lovers To Sing“ nun die Grenzen des Hörbaren ausloten würde oder in irgendeiner anderen Weise neue Wege ginge – ein befreiender Neuanfang. Oder?

Ziemlich schnell ist klar, dass Luh nicht nur typographisch seine Vergangenheit nicht ablegen kann. „I&I“ oder „Unites“ bauen auf Harmonien, die zusammen mit Ellis’ Gesang bereits zuvor funktionierten, sich nun jedoch in belanglosen Melodien verlieren. Mit Drums aus der Konserve fehlt es dem Album zudem an Durchschlagskraft, um nur halbwegs die energetischen Ausbrüche zu vollenden, die Ellis’ Stimme einfordert.

Überraschend sind dann doch die Ausflüge in tanzbaren Massen-Indie der Marke Future Islands („Beneath The Concrete“) oder der abstruse Einsatz von Vocodern („$ORO“ oder „First Eye To The New Sky“). Wenn diese Platte eines ist, dann vielseitig. Denn mit „Lost Under Heaven“ findet sich ein lärmiges Alternative-Ungeheuer zwischen Lagerfeuer-Atmosphäre („Loyalty“) und aufgedrehtem Elektro-Pop („First Eye To The New Sky“). Partnerin Ebony Hoorn sorgt für die Highlights der doch aufgrund ihres fehlenden roten Fadens mindestens verstörenden Platte. Singt sie, gewinnen die Songs an Ruhe („Future Blues“, „Loyalty“). Sollte ein verliebter Mensch spirituelle Songs brauchen, dann am ehesten diese. Der Rest ist unangenehmes Herzwummern.

Ellery James Robert scheitert daran, sich von seiner Vergangenheit zu lösen. Luh ist mehr Umherirren als frischer Neuanfang. Es fehlt ein Ziel oder ein erkennbarer, leitender Gedanken. Vielleicht erschließt sich dieser für Personen, die mit Ellis’ alter Band nicht vertraut sind.

Jonatan Biskamp

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