Rezension

Lucky Jim

All The King's Horses


Highlights: Love's Sweet Song // Another Way Of Loving You
Genre: Folk // Indie
Sounds Like: Bob Dylan // King Creosote // Wilco

VÖ: 27.10.2006

Manchmal muss es einfach billig sein. Ja, richtig gehört: Man kann von Glück reden, dass Singer/Songwriter Gordon Graham sowie Schlagzeuger und Produzent Ben Townsend mit ihren ehemaligen Bands nicht erfolgreich genug waren, um sich eine professionelle Album-Produktion zu leisten. Was heute schon längst nicht mehr ganz so außergewöhnlich ist, nämlich ganz ohne Verträge oder ähnliches (siehe Clap Your Hands Say Yeah und Konsorten) an Ruhm und vor allem an genug Geld für den Lebensunterhalt, zu gelangen, war damals vor gut drei Jahren eine noch beträchtlichere Leistung. Mit der Zeit kam natürlich auch der Vertrag und plötzlich waren weitaus mehr Touren für die zwei sympathischen Briten möglich. So war ihr Debüt-Album "Our Troubles End Tonight" an romantischen Lagerfeuern in ganz Europa schnell keine Seltenheit mehr.

Fassen wir als mal zusammen: Wir haben es mit einer Band zu tun, die durch ihr kleines Budget ein teils wunderbares Album aufgenommen haben. Nur jetzt ist das Geld da, muss man sich Sorgen machen? Geschieht den beiden das, was jüngst Pete Yorn und Coldplay in den letzten Jahren passiert ist? Diesmal kann ich euch beruhigen, mindestens.

Denn obwohl die Zeichen alle mehr oder weniger auf "Flop" standen, ist "All The King's Horses" genau das nicht geworden. Nein, ich gehe noch weiter. Wo das Debüt durchaus noch schwächere Stücke aufzuweisen hatte, zeigt sich der zweite Streich um einiges geschlossener. Teilweise fällt es wirklich schwer zu glauben, dass es sich nicht um Cover-Versionen früherer Gassenhauer handelt. So vertraut scheinen Lyrics und Melodien. Einfluss Nummer 1 war wie auch schon beim Vorgänger Großmeister Bob Dylan. Das zeigt sich vor allem, wie soll es auch anders sein, bei den folkigen Ansätzen, die durch Streicher und andere Genussinstrumente zu in der Regel wunderbaren Kompositionen erweitert wurden - bestes Beispiel: "Love's Sweet Song", das erwärmt die Gemüter.

Also falls sich beim Debüt noch einige vorm Kauf zurückgehalten haben, um den beiden nicht zu viel Geld zuzuschieben, damit auch ja nicht überproduziet wird, können diese das neue Werk getrost kaufen, denn das Duo ist sich glücklicherweise ihrer Stärke bewusst.

Paul Weinreich

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