Rezension

Lee Fields & The Expressions

Emma Jean


Highlights: In The Woods // Still Gets Me Down // Don't Leave Me This Way
Genre: Soul // Funk
Sounds Like: James Brown // Charles Bradley // Otis Redding

VÖ: 30.05.2014

Fast fünfzig Jahre auf den Bühnen dieser Welt. Ein gutes Dutzend Alben. Eine Karriere so stabil wie der Aktienkurs. Lee Fields ist sicher eine gebeutelte Existenz – und eine Kämpfernatur. Obwohl der oft beschworene Durchbruch nie eintraf, hat der mittlerweile 63-jährige jahrzehntelang solide, bodenständige und auch etwas biedere Soulmusik veröffentlicht. Lee Fields kann man je nach Standpunkt als hoffnungslos überholt oder zeitlos bezeichnen. Und dieser Mann veröffentlicht nun mit „Emma Jean“ sein drittes Album für das Soul-Revival-Label Truth and Soul aus Brooklyn.

„Just Can't Win“ beginnt erst mal erstaunlich glattgebügelt und setzt mit dem klischeebehafteten Text über Alltagssorgen und finanzielles Über-die-Runden-kommen die Weichen: „Emma Jean“ liefert unprätentiöse, hemdsärmelige Musik. Natürlich ist dieses Album in erster Linie gutes Handwerk. Hier geht es weniger um bahnbrechende Neuerungen oder um das Ausloten von Grenzen als um eine möglichst authentische Umsetzung und Variation längst etablierter Standards. Lee Fields krächzt, jauchzt und stöhnt wie James Brown, während die Expressions als Backingband ihre Arbeit verlässlich verrichten. Gerade der Anfang des Albums ist allerdings zu sehr auf Hochglanz poliert. Der Aufenthalt im Studio von Dan Auerbach von den Black Keys hat sich also nicht nur positiv auf das Album ausgewirkt, obwohl hierdurch wohl gleichzeitig auch der musikalische Horizont erweitert wurde.

Wirklich gut wird „Emma Jean“ nämlich erst um die zweite Hälfte, wenn Lee Fields sich vom poppigeren Soul verabschiedet, um Öffnungen zuzulassen. „In The Woods“ ist dunkler Southern Rock mit einem brodelnden Gitarrensolo, welches auch von den Stones stammen könnte. „All I Need“ bleibt über weite Strecken instrumentaler Hard Funk und unterstreicht noch mal, wie beeindruckend intensiv die Expressions mittlerweile spielen. Auch das von Dan Auerbach geschriebene „Paralyzed“ trägt deutlich dessen Handschrift und zeigt sich vom Blues beeinflusst.

Wie bei allen großen Truth-And-Soul-Veröffentlichungen – egal ob Charles Bradley, Sharon And The Daptones oder eben Lee Fields – verschwimmen die Grenzen zwischen Original und Plagiat. Arrangements, Themen, Stimmen, sogar die Aufnahmetechnik: Alles könnte aus der goldenen Ära des Soul stammen. Originell ist das, was hier auf Vinyl gepresst wird, nicht. Glücklicherweise macht das gerade sonst kein Label. Lee Fields und Truth and Soul haben ihre Nische gefunden.

Yves Weber

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