Rezension

Le Very

V


Highlights: Maybe // Numbers // Opus 77
Genre: Electro-Pop
Sounds Like: The Naked And Famous // M83 // Children

VÖ: 14.08.2015

Neukölln, cool, die tausendste Electro-Pop-Kombo und trotzdem fast gar nicht langweilig? Hier muss es um Le Very gehen. Die erste EP „Playground“, die Anfang des Jahres kostenlos ins Netz gestellt wurde, schlug so ein, dass Le Very kurzerhand als Supportact für die Europatour von Zoot Woman engagiert wurden. So wurde die Band quasi von ihrem eigenen Erfolg überrascht und war somit fast gezwungen, flottflott ihr Debüt „V“ zusammenzuzimmern.

Vielleicht konnten sich die fünf Berliner ja für das Album, das auf und nach der Tour entstand, etwas von den britischen Kollegen abschauen. Zumindest hört es sich schon ganz schön routiniert an. „V“ liefert elf durchaus schöne und abwechslungsreiche Stücke zwischen synthlastiger Electronica, R'n'B und großen Pop-Melodien. Gleichzeitig bleibt das Album in der Substanz leicht hinter den großen Erwartungen zurück, die der innovative Ansatz des Quintetts geweckt hatte. Le Very nutzen nicht nur den kreativen Input der drei Musiker Nikolas Tillmann, Naemi Simon und Milian Vogel, sondern auch die beiden Tänzerinnen Ada Sternberg und Nuria Ranjana sind fest in das Bandgefüge integriert. Der Pressetext spricht vollmundig davon, es gehe darum, einen „Kosmos aus Musik, Licht und Tanz“ zu erschaffen. Natürlich bleibt hiervon auf Platte ein großer Teil auf der Strecke, weswegen man Le Very eigentlich auch nur als Live-Band gerecht werden kann.

Der weiße Zwerg, der nach dem Kollaps des „Le Very“-Kosmos übrig bleibt, ist zwar deutlich weniger voluminös als das Gesamtkonstrukt aus Musik und Performance, trägt allerdings immer noch die Essenz des Ganzen in sich. Die Songs haben alle ihre Eigenheiten und Kanten, stellenweise hätte jedoch ein wenig mehr Wumms und Experimentierfreude gut getan. Zu den Highlights gehören zweifelsohne der Opener „Maybe“, der sich mit seinem leicht unterkühlten Sound auch auf dem Drive-Soundtrack gut gemacht hätte, und die erste sommerliche Single „Numbers“, die wie ein absoluter Gegenentwurf dazu wirkt. Das wahre Highlight ist jedoch „Opus 77“, das man auch gut auf einem Phoenix-Album finden könnte. Mit „Hoatzin Is Rising“ endet das Album mit einer Ballade, die sich dann endlich traut, auch etwas experimentelle Töne anklingen zu lassen.

Vor allem der Abwechslungsreichtum der einzelnen Songs überzeugt. Zusammengehalten wird das Konglomerat verschiedener Stile und Stilarten durch die weiche Stimme Nikolas Tillmanns. Man darf gespannt sein, was hier noch möglich ist, wenn Le Very es wagen, ihre Berliner Coolness abzulegen und etwas mehr aus sich herausgehen.

Christoph Herzog

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Video zu "Numbers"
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