Rezension

Lambchop

Mr. M


Highlights: 2B2 // Gone Tomorrow // The Good Life (Is Wasted)
Genre: Alt-Country // Singer-Songwriter // Soul // Lounge
Sounds Like: Smog // Bill Callahan // tindersticks // Richmond Fontaine // Sparklehorse

VÖ: 24.02.2012

Wie stellen Lambchop das nur an? Mit ihrem neuen Album „Mr. M“ macht es sich die Band um Kurt Wagner zum elften Mal in ihrer wohlklingenden Nische aus souligem streichergetränkten Alternative-Country bequem und immer noch ist das, was Lambchop hier produzieren, unglaublich faszinierend und auf seine ganz eigene Art mitreißend. Die Qualitäten von „Mr. M“offenbaren sich jedoch nicht von selbst.

Zunächst einmal liegt es nämlich beim Hörer, sich auf diese sich allen Trends widersetzende, gemächlich voranschreitende Musik einzulassen und sich an die langsame und unaufgeregte Art von Lambchop zu gewöhnen. Die sanften Klavierakkorde, die warmen Streicherpassagen, die entspannt dahinfließenden Basslinien, die gebürsteten Drums – sie bieten die Grundlage und sind zugleich auch der Kontrast zu Kurt Wagners zerbrechlichem Gesang, dem zentralen Element, das Lambchops Musik eine Seele gibt und sie schon seit 20 Jahren ihren Weg in die Herzen der Hörer finden lässt. In jedem Wort stecken hier so viel Bedeutung, so viel Schmerz und Leidenschaft, dass einen beim Hören von „Mr. M“ in regelmäßigen Abständen eine Gänsehaut überkommt. Es liegt wohl an der tragenden Rolle, die Kurt Wagners Stimme zukommt, dass die Instrumentalstücke „Gar“ und „Betty's Overture“ zwar zu gefallen wissen, aber nicht an die anderen Songs des Albums herankommen, die alle mindestens einen dieser Momente besitzen, für die man „Mr. M“ immer wieder in den CD-Player legt.

Die Musik von Lambchop folgt ihrer eigenen Logik, die man nicht so recht begreifen kann, die aber irgendwie Sinn macht, wenn man am Ende des Albums angelangt ist. Natürlich klingt das alles nach Nashville – und doch gleichen Lambchop keiner anderen Band der Countrymetropole. Die gefasste, in sich ruhende Art, mit der hier musiziert wird, hält zusammen, was auseinanderfallen würde, wenn Wagners Gesang die Überhand gewinnen würde. Die Balance, in der sich die beiden Pole dieser Musik befinden, lässt „Mr. M“ erst zu einem so guten Album werden. Sich den Schmerz von der Seele zu singen, erfordert Mut und Anerkennung, macht aber noch kein gutes Album. Wer hier Begriffe wie „Altherrenmusik“ in den Mund nimmt, hat noch nicht verstanden, worum es bei Lambchop geht, oder einfach nicht richtig hingehört.

Kilian Braungart

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