Rezension

LaFaro

Easy Meat


Highlights: Full Tilt // Have A Word With Yourself // Easy Meat // Off The Chart
Genre: Post-Core // Noise-Rock
Sounds Like: Mclusky // Big Black // Helmet // The Jesus Lizard // Therapy?

VÖ: 13.01.2012

Assi und stolz drauf – das ist die Ausnahme. Paradebeispiel sind Mclusky auf „Do Dallas“: Du unten auf dem Bürgersteig, die Band auf dem Balkon mit tierischem Druck auf der Blase. Muss man durch. LaFaro würden das auch bringen, und gern noch mehr. Zum Beispiel: Dich als dein „bester Kumpel“ sternhagelvoll auf der Weihnachtsfeier deiner Firma erst blamieren und dir dann aufs Sacko reihern.

Fünf Sekunden dauert’s auf „Easy Meat“ und diese Band hängt dir schon mit dem Arsch im Gesicht. Am Einlass stehen brachiale Gitarren, die nichts Gutes wollen. Takt für Takt gibt’s direkt im Opener „Full Tilt“ Kinnhaken und Arschtritte – und dann tritt Johnny Black vors Mikro und grätscht auch noch nach. Steve Albini und Andy Falkous sind seine Brüder im Geiste: Singen? Melodien? Refrains? Drauf geschissen, da sollen sich andere dran abackern. Vier Nordiren stellen sich in den Dienst des Dampfhammers: Die Druckanzeige durchgehend im roten Bereich, das Tempo hoch, die Gewalt roh, die Riffs fies. Wem der Gitarrensound dabei bekannt vorkommt: Ja, diese Kaputten sind nicht nur Landsmänner, sondern auch Labelkollegen von And So I Watch You From Afar.

Die dummen Sprüche und willkürlichen Beschimpfungen in den „Interludes“ passen da nur ins Bild, genauso der Albumtitel: „Easy Meat“ ist blutig und kein Stück gegart. Nur sinnig: Auf Promo-Fotos steht die Band mit Metzger-Inventar im Wald, sieht aus wie nach dem Schlachten einer Lammherde – als hätten LaFaro die Organe desjenigen Jazz-Bassisten gerade dem Unheiligen geopfert, nach dem sie sich benannt haben. Die ersten sieben Songs ist genau das die Route dieses skurrilen Gewaltmarschs, „Wingers And Chips“ dabei die derbste Abreibung – in gerade mal anderthalb Minuten. Scheiße, macht dieses Bockvieh von Album Spaß!

„Have A Word With Yourself“ lässt dann plötzlich einen unverschämt bauchigen Groove springen, türmt sich schlussendlich noch zum Noise-Gemäuer auf. „Off The Chart“ lässt mit astreinem Rock-Lick stutzen, „Setal Pettle“ ist ein befremdlich verhaltener Mid-Tempo-Rocker. Gut nur, dass LaFaro immer mal wieder was probieren. Der nasale Black blökt dabei so skurrile Wortfetzen ins Mikro, dass der schwarze Humor hier Dauergast ist. Wie sonst lässt sich der völlig entrückte akustische Rausschmeißer „Maudlin“ begreifen?

Klar, diese Platte ist betont unsexy, rauhbeinig und grobmotorisch. Nur machen LaFaro nicht im Entferntesten Anstalten, das als Schwächen zu sehen. Nein, die sind zu Recht stolz wie Oskar. Auf ein frontales Meisterwerk in kackbraun.

Gordon Barnard

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