Rezension

Ladyfinger (ne)

Heavy Hands


Highlights: Smuggler // Too Cool For School // Don't Lose Your Shadow
Genre: Rock
Sounds Like: Motörhead // Queens Of The Stone Age // Wolfmother // The Bronx

VÖ: 09.02.2007

Das Kaufverhalten vieler Musikfreunde ist leicht durchschaubar. Der eine hört Pitchfork und schwupps macht er sich auf den Weg in die Stadt, ein anderer Platte des Monats in der Visions und ab geht's zur Bank. Diese zwei sind jedoch verhältnismäßig kleine Gruppierungen. Ein kurzer Blick auf zwei der Hauptgruppen lässt eine beinahe erschreckende Entwicklung feststellen: Was für die Generation Rock die Worte England und Hype sind, waren für die Generation Rotwein eindeutig Herbst und Saddle Creek - ein Wort, ein Wunsch, ein Kauf. Waren? Warum waren? Ganz einfach, weil die Herren Oberst und Kasher den Ladyfinger-Release auf dem Rotwein-Label schlechthin zugelassen haben. Der Schock dürfte für einige mit dem der damals 12-jährigen nach dem Britney Spears-Imagewandel vergleichbar sein.

Doch kommt diese Veröffentlichung wirklich so überraschend? Nein, das tut sie nicht. Schließlich verbindet die vier apokalyptischen Reiter (so der Vertrieb) und der Großteil der Saddle Creek-Familie das gleiche Schicksal: Ob in Kansas und Iowa oder eben in Nebraska selbst, in der goldenen Mitte passiert einfach nie etwas, deshalb haben die Menschen da auch so viel Zeit für gute Musik. Womit wir nach zwei Absätzen beim Thema angelangt wären: Musik.

Im Falle von Ladyfinger (das (ne) im Bandnamen steht lediglich für den Bundesstaat Nebraska; anscheinend gibt es auf der Welt noch andere Bands, die sich daran erfreuen, wenn Suchende auf anstößige Amazon-Suchergebnisse stoßen) handelt es sich ganz klar um Rock und zwar um die Art von Rock, die auch der Generation Harley-Davidson beim Stichwort einfallen würde.

Bereits der Opener "Smuggler" zeigt, wo die Reise hingeht. Zwischen den zehn Songs bekommt man wirklich kaum Zeit zum Luftholen. Immer weiter, immer mehr - tollwütig und verwildert! Alles an Chris, Ethan, Jamie und Pat ist Rock. Höchstens ein paar satte Vollbärte und die ein oder andere übergroße Warze im Gesicht könnten sie vertragen. Der Gesang - rauer als die Füße Satans, die Riffs - schärfer als Zoros Klinge, die Drums - brutaler als FSK 18. Von den Texten fange ich am besten gar nicht erst an zu reden... Some guys are just too cool for school. Wenn das nicht mal gefundenes Futter für die monatliche Elternratssitzung ist: Für solche Parolen sollte man sie einsperren, was wird so aus unseren Kindern? Die Rotwein-Trinker hätten auch wieder klare Verhältnisse. Aber nichts da! Wie war das noch gleich? Rock regiert die Welt!

Paul Weinreich

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!