Rezension

Kraftklub

In Schwarz


Highlights: Unsere Fans // Hand In Hand // Schöner Tag (feat. Casper) // Deine Gang
Genre: Indierock // HipHop
Sounds Like: Casper // The Hives // K.I.Z. // Arctic Monkeys

VÖ: 12.09.2014

Eins muss man Kraftklub lassen: Perspektive wechseln, in andere Rollen schlüpfen – das können sie. Ob jetzt Fans der ersten Stunde, die bei neuen Anhängern die Trueness vermissen oder ruhebedürftige Städter, denen es in ihrem Viertel zu laut ist – alles Stimmen, die auf „In Schwarz“ zu Wort kommen. Oder irgendwie auch nicht – schaut man einmal genauer, wie sarkastisch Songs wie „Unsere Fans“ oder „Meine Stadt Ist Zu Laut“ sind. Also eigentlich: gleiche Inhalte, nur etwas anders verkleidet. Willkommen auf „In Schwarz“.

Verständlich isses ja allemal: „Mit K“ brachte Menschenmengen im fünfstelligen Bereich dazu, zu verdammt eingängigen, aber unoriginellen Melodien zu tanzen und einfache, aber gewitzte Parolen mitzugröhlen – blöd wären Kraftklub demzufolge gewesen, auf „In Schwarz“ etwas Anderes zu liefern als ebensolche Melodien, als ebensolche Parolen. Auch die Themen sind, neutral gesagt, wieder einmal alltagsnah: Trennungserfahrungen, gestohlene Fahrräder und gute Tage – Letzteres bietet (einmal ehrlich, einmal zynisch) sogar genug Stoff für gleich zwei Songs.

Das Problem ist jedoch nicht einmal, dass man, während auf „Mit K“ noch knapp zehn von 13 Songs Hits waren, diese nun an einer Hand abzählen kann – es ist vielmehr, dass die restlichen Tracks quasi alle am gleichen Makel leiden: Strophe tight, Refrain quasi komplett uninteressant. So wirkt manches auf „In Schwarz“ fast wie eine Kopie seiner Selbst – und macht einem durch diese allzu offensichtliche Enthüllung des Kraftklub'schen Baukastens fast noch das Debüt madig. Wenn die fast aus heiterem Himmel einsetzenden Metalgitarren von „Schöner Tag“ dann doch einmal aufhorchen lassen, ist man schon auf Track 12 – und dann rappen nicht Kraftklub drüber, sondern Casper. Kann man das gelten lassen?

Doch ob man Kraftklub nun ihr Reißbrett um die Ohren hauen will oder nicht – den allermeisten Fans der Chemnitzer wird das Zweitwerk das bieten, was es soll. Die Minderheit der ersten Stunde kann sich beschweren – aber denen hat Kraftklub ja schon selbst die Luft aus den Segeln genommen. Auch irgendwie schlau.

Jan Martens

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