Rezension
Kokomo
Totem Youth
Highlights: Golden Guns // Melodic Rock Night
Genre: Instrumental // Post-Rock // Doom Metal
Sounds Like: Caspian // This Will Destroy You // If These Trees Could Talk
VÖ: 15.11.2019
Ein Totem ist ein Symbol, mit dem sich eine Gemeinschaft identifiziert, verwandt fühlt. Es kann ein Tier sein, dessen Stärke oder Schläue man für sich beansprucht, aber auch Berge und Flüsse können zu einer solchen Metapher werden. Ob sich die heutige Jugend in einer unsteten Welt, in der sie für ihre Zukunft kämpfen muss, wohl mit dem Meer verbunden fühlt? Sie könnte sich jedenfalls die Kraft der immer weiter ans Ufer schlagenden Wellen zum Vorbild nehmen. Kokomo scheinen diesen Brückenschlag auf ihrem fünften Album „Totem Youth“ zumindest andeuten zu wollen.
Dass die Duisburger das Wassermotiv und die Figur des Tauchers in der grafischen Gestaltung der Platte aufgreifen ließen, macht Sinn, denn sie ziehen sich auch, mal mehr, mal weniger, durch die sechs neuen Songs. „Narcosis“, ein Begriff für die drohende Bewusstlosigkeit beim Aufsteigen nach einem langen Tauchgang. „Sterben Am Fluss“, selbsterklärend. „Der Vogelmann“, ein religiöses Mischwesen von der Osterinsel, für dessen Segen die Bewohner über das offene Meer zu einer kleinen Insel vor der Küste schwammen, um dort den Seeschwalben eines der frisch gelegten Eier zu klauen. Und schließlich die englische Übersetzung eines Vortrags des französischen Tauchers Guillaume Néry, der dem Album hintenan gestellt wurde.
All dies um zu sagen, dass sich die Band bei den Aufnahmen wahrscheinlich mehr Gedanken über das Gesamtbild gemacht hat, als man es beim ersten Hören vermuten mag. Es kommt nicht alles zusammen, was zusammenkommen soll. Erst „Narcosis“, der dritte Track, ist mit einer helleren Melodiösität und einer leise aus dem Hintergrund rufenden Stimme wirklich interessant. Die besten Momente folgen mit dem ruhigen „Golden Guns“, bei dem die flimmernden Gitarren eher an die trockenen Gefilde des Wilden Westens denken lassen, und „Melodic Rock Night“, das im Rahmen einer Studioaufnahme und mit Unterstützung von Tom Morris‘ Stimme (Her Name Is Calla) einen ganzen Konzertsaal entstehen lässt, durch den man sich treiben lassen kann. Der Rest ist handwerklich gut gemachter, doom-lastiger Post-Rock.
Kokomo zeigen ihre Erfahrung, die sie sich in ihrem mehr als zehnjährigen Bestehen erarbeitet haben. Auch ohne Worte beweisen sie Aktualität und Weltbezug. Dass sie auf Synths und digitale Spielereien verzichtet haben, schlägt sich in einem klarer klingenden Sound nieder. Was fehlt, ist der nächste Schritt. Es würde sich vielleicht lohnen, aus den Tiefen des Genres aufzutauchen und einen Atemzug frischer Luft zu nehmen.
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