Rezension

Klez.e

Desintegration


Highlights: Flammen // Mauern // Drohnen
Genre: Düster-Pop // Wave // Singer-Songwriter
Sounds Like: The Cure // And The Golden Choir // Delbo

VÖ: 13.01.2017

Es muss Ende 2015 gewesen sein, als der Berliner Produzent Tobias Siebert es nicht mehr ausgehalten hat, Stillschweigen zu wahren und beschlossen hat, das bisschen Glut seiner Band Klez.e wieder zu entfachen und seinen Unmut gegenüber all den Pegida- und AFD-Strömungen zu vertonen. „Desintegration“ ist der Titel dieses Albums, welcher nicht nur als Übersetzung der 1989er Veröffentlichung „Disintegration“ von The Cure passt, sondern auch den Sound dieser Platte ins Jahr 2017 transportiert.

Im Opener „Mauern“ schaut Siebert, selber im Osten aufgewachsen, auf die Umstände des Mauerfalls und spendiert dabei der Musik den nötigen Hall, um seinem sehnsüchtigen Gesang mehr Raum zu schaffen. „Flammen“ greift diese düstere Stimmung auf, lässt der Gitarre die Melodieführung und dem Drumcomputer den Rhythmus zur Liebeskummerbewältigung. In „Schwarz“ beschwört Siebert, begleitet vom reduziertem Schlagzeug und Synthiebrummen, Antidepressiva, um all das Leid überhaupt ertragen zu können. Die Aufnahme von „Lobbyist“ kommt dagegen eher in Demotapequalität aus den Boxen, was den Pathos der Berliner Band fast noch eindringlicher macht.

Klez.e haben mit „Desintegration“ ein düsteres Pop-Album aufgenommen, welches nicht einverstanden ist, und diese Verstimmung mit Emotionen und Soundästhetik gekonnt vertont. Gut, dass Siebert sich gelegentlich von seinem Produzentenstuhl lösen kann und sich um seine eigene musikalische Verwirklichung müht. Es gäbe sonst jetzt ein gutes Album weniger.

Sönke Holsten

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