Rezension

Kid Ink

Full Speed


Highlights: What It Feels Like // Faster // Show Must Go On
Genre: Pop-Rap // HipHop
Sounds Like: Tyga // Chris Brown // Trey Songz

VÖ: 30.01.2015

Kid Ink hat ein neues Album und das alte Problem. Sein letztes Album „My Own Lane“ ist gerade ein Jahr her und natürlich kann er sich völlig zurecht mit der Frage verteidigen, warum er neue Zutaten in ein Rezept zwängen soll, das ihm respektable Erfolge beschert. Schließlich muss er am Ende die Musik an seinen eigenen Ansprüchen messen und wenn sie ihm genügt, dann kann er selbstbewusst genug sein, um die kritischen Stimmen zu ignorieren. Trotzdem ist „Full Speed“ ein beeindruckendes Zeugnis dafür, dass in einem langen Jahr auch mal komplette Stagnation Einzug halten kann. Aus was für Gründen auch immer – vielleicht war Kid Ink mit dem Auskosten seiner Erfolge beschäftigt und auch das wäre sein gutes Recht – klingt das neue Album wie die eine Kopie seines Vorgängers.

Das fängt schon bei der Aufmachung an. Das Cover hat zwar Farbe bekommen, aber wer die CD in der Hand hält, der verwechselt schnell mal, ob er da das neue oder das alte Album vor sich hat. Und wieder ist der Anfang mit Tracks wie dem bassigen „Faster“ sehr fett und lässt das HipHop-Herz höher schlagen, bevor Kid Ink sich R. Kelly für den Refrain von „Dolo“ schnappt und Chart-Musik abliefert, die schon vor zehn Jahren genervt hat. Und genau so geht es das ganze Album weiter. Da ist wieder Chris Brown und dann ist da Trey Songz mit einem Chris-Brown-artigen Refrain. Da sind Plastik-Beats, die gute Produzenten in zehn Minuten hinrotzen und sich schelmisch die Hände reiben, wenn sie wirklich jemand kauft. Da sind auch wieder richtig gute Rap-Songs, die nach vorne gehen und einen unheimlichen Druck aufbauen, wie zum Beispiel „Show Must Go On“ mit Machine Gun Kelly und Math Allen. Aber was beim letzten Mal zumindest bedingt frisch wirkte, ist jetzt eben genau das, was man im schlimmsten Fall erwartet hat.

„Full Speed“ hätte genauso gut „My Own Lane II“ heißen können. Schlecht ist natürlich anders, aber wie man sich kein Stück verbessern und sich kommerziell so anbiedern kann, ist eben irgendwie schockierend. Für Fans wird das reichen und Kid Ink ist auf der sicheren Seite. Seine Songs werden in den Clubs gespielt, junge Erwachsene haben dazu bei Kerzenlicht ihren ersten Sex miteinander und irgendwo spielt sogar jemand Basketball in einem viel zu großen Shirt und träumt zu dieser Musik davon, dass er auch reich werden kann. Aber sicher ist auch, dass seine Fans mit jeder weiteren Kopie seiner alten Songs ein kleines bisschen weniger werden, weil auch sie mit jedem Jahr älter werden und sich weiterentwickeln. Und irgendwann ist ihnen Kid Ink dann einfach egal.

Arne Lehrke

Sehen


"Blunted" im Video

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!