Rezension

Karen O

Crush Songs


Highlights: Ooo // Rapt // Day Go By
Genre: Lo-Fi-Pop // Singer-Songwriter
Sounds Like: Yeah Yeah Yeahs // Kimya Dawson // Daniel Johnston

VÖ: 05.09.2014

Karen O ist schon irgendwie bezaubernd. Nicht ihre Erscheinung, aber die Naivität, die sie immer wieder auf Platte zu verpacken weiß. Dahinter: tiefe menschliche Abgründe. Ob mit den Yeah Yeah Yeahs oder als Verantwortliche für den Soundtrack von beispielsweise „Where The Wild Things Are“, immer ist da diese kindliche Komponente, die bei näherer Betrachtung überraschend verletzlich und manchmal sehr pessimistisch sein kann.

Auf ihrer neuen Platte „Crush Songs“ sieht es ähnlich aus. Das Album ist eine reine Sammlung von Skizzen, die in den seltensten Fällen über anderthalb Minuten lang sind. Es sind Songs aus einer Trennungsphase, es sind Songs über unerwiderte Liebe. Was dabei aber wirklich überrascht, ist, wie dieses Konzept musikalisch umgesetzt wird. Dass Karen O die leisen Töne beherrscht und für eine melancholische Grundstimmung die richtigen Knöpfe drücken kann, war bekannt. „Crush Songs“ kommt allerdings als wahres Lo-Fi-Fest daher. Die Aufnahmen sind kratzig und wirken unausgegoren, was nicht negativ sein muss. Gewisse Assoziationen zu Daniel Johnston blitzen immer wieder durch den Kopf. Da wird vielleicht mal eine zweite Gesangsspur aufgenommen, die aber mehr gekrächzt als gesungen wird. Aber das ist alles Teil des Konzepts. Jede der Skizzen wirkt authentisch und gefühlvoll. Es sind Liebeslieder, wie sie nur aus echten Gefühlen entstehen können.

Mit diesem Album erfindet Karen O weder das Rad neu, noch sind einzelne Stücke besonders erinnerungswürdig. Die Qualität der Platte ist, dass die kurzen Skizzen enden, bevor sie zu sehr aufgeblasen werden könnten. „Crush Songs“ ist eine Platte zum Fühlen und deshalb genau wie Karen O: irgendwie bezaubernd.

Arne Lehrke

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