Rezension

Johnny Flynn

Been Listening


Highlights: Kentucky Pill // Churlish May // Been Listening // Barnacled Warship // The Water
Genre: Singer-Songwriter // Folk // Blues
Sounds Like: Mumford And Sons // Laura Marling // Cherbourg // Jay Jay Pistolet // Jeremy Warmsley

VÖ: 18.06.2010

Johnny Flynn stehen alle Türen offen. Als Teil der britischen Folk-Bewegung um Laura Marling und Mumford & Sons scheint auch für ihn der große Durchbruch unmittelbar bevorzustehen. Ein großartiges Folk-Pop-Album hat der Engländer nämlich schon vorzuweisen. „A Larum“ war ein regelrechtes Hitalbum, das es jedoch weitgehend vermied, ausgetretene Pfade zu betreten und auch etwas skurrileren Tönen nicht abgeneigt war. Mit dem zweiten Album gilt es nun zu beweisen, dass der Erstling kein Glückstreffer war. „Been Listening“ heißt das nun vorliegende Werk, und es dokumentiert eindrucksvoll Johnny Flynns musikalische Weiterentwicklung.

Zunächst einmal fällt auf, was „Been Listening“ im Vergleich zu „A Larum“ fehlt: Die großen Hits, in die man sich beim ersten Hören verliebt, sucht man hier vergeblich. Wild stampfende Songs wie „Tickle Me Pink“ oder „The Box“ hat Flynn diesmal nicht im Gepäck. Freilich schöpft Flynn, was die Instrumentierung betrifft, wieder aus dem Vollen: Seine Band steht ihm wieder zur Seite, der Bläsersatz füllt bestehende Lücken aus und die Fidel zeigt sich wieder einmal für die britische Färbung seiner Songs verantwortlich. Insgesamt geht Flynn hier aber besonnener zu Werke. Der jugendliche Übermut des Vorgängers ist weitgehend wohlüberlegtem Songwriting gewichen, das aber auch durchaus begeistern kann; das macht bereits der euphorische Opener „Kentucky Pill“ mit seinem entspannten Groove deutlich. Obwohl sich mit Songs wie „Lost And Found“ auch einige eher klassisch gehaltene Stücke auf „Been Listening“ finden, ist Flynn durchaus bereit, auch Wagnisse einzugehen. Dies zeigt sich zum Beispiel an „Churlish May“, das unheilvolle Bläser mit afrikanischen Rhythmen zusammenführt.

Mit „Been Listening“ ist Johnny Flynn ein intelligentes Folk-Album gelungen, das es dem Hörer nicht so leicht macht wie der Vorgänger, allerdings so manche Überraschung parat hat. Zu Schulden kommen lässt sich der Engländer dabei nichts, manchmal vermisst man jedoch die Ausgelassenheit, die sich in älteren Songs zeigte. Vielleicht geht er hin und wieder zu ambitioniert vor und ist zu sehr um das Schreiben möglichst schlauer Songs bemüht, sodass die Leidenschaft bisweilen auf der Strecke bleibt.

Für das unnachgiebige Streben nach Weiterentwicklung gilt es ihm jedoch Respekt zu zollen. Ein zweites „A Larum“ wäre ihm sicherlich leicht gefallen. Obwohl „Been Listening“ den Hörer nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen lässt, so ist Johnny Flynns Songwriting dennoch weit besser als vieles, was man aus der Ecke ansonsten zu hören bekommt. Allein schon mit der Analyse seiner schwer fassbaren Lyrik lässt sich viel Zeit verbringen. Ob dieses Album ihm den endgültigen Durchbruch bescheren wird, ist fraglich. Aber ein etwas zu verkopftes Album ist uns allemal lieber als der musikalische Ausverkauf.

Kilian Braungart

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