Joan Wasser hat ein Hoch! Und was für eins! Sie fühlt sich so gut wie noch nie in ihrem Leben, strahlt wie der goldene Körper auf dem "The Classic"-Album-Cover. Wenn man ihre Aussagen zum neuen Album liest und ihre Songs dazu hört, glaubt man ihr sogleich. Weg mit der nachdenklichen, traurigen Joan, her mit der doo-woopenden, gut gelaunten Joan!

Die Snaredrum und die Synthies kommen daher gerumpelt, es reihen sich heitere Bläser, Reggae- und Ska-Einflüsse ein, auf "The Classic" wird nichts ausgelassen, das für gute Laune sorgen könnte. Wie das aber so ist, wenn man krampfhaft versucht, alle mit seiner guten Laune anzustecken, läuft auch hier nicht alles so einfach und wird beizeiten sogar recht aufdringlich und anstrengend.

Das euphorische vierte Solo-Album der New Yorkerin Joan Wasser erhielt seinen Namen nach einem der zehn Stücke des Albums. Den Song "The Classic" hat sie als einen klassischen Girl-Group-Doo-Wop geschrieben, mit Bezügen zu Marvin Gaye, Stevie Wonder, Danny & The Juniors oder auch Aretha Franklin. Der Song ist ein vor Glück und Euphorie strotzender Hit, "der nichts als jubilierende Freude ausdrückt", wie Joan selbst sagt. "The Classic" ist exemplarisch für die übrigen Songs und für Joans veränderte Lebenseinstellung. Während die vergangenen Jahre oftmals von Melancholie geprägt waren, schaut sie nun nach vorne, lässt sich nicht mehr von unbewusster Furcht und unnötigen Ängsten herunter ziehen und nimmt ihr Leben mutig und optimistisch selbst in die Hand.  

Joans unbändige Energie und ihre Ideenvielfalt halten ihre Songs spannend, doch wirken diese hin und wieder etwas zu überschwänglich. Es gilt also, das Ganze richtig zu dosieren, einzelne Songs raus zu greifen und bewusst zu hören. Dann kann eigentlich nichts schief gehen - denn eine ausgewogene Portion Lebensfreude tut ja eigentlich jedem gut.

Marlena Julia Dorniak

Diskutieren

Lesen

Weitersagen

Finden