Rezension

Jens Friebe

Das Mit Dem Auto Ist Egal, Hauptsache Dir Ist Nichts Passiert


Highlights: Du freust dich ja gar nicht // Neues Gesicht // Hass, Hass, Hass // Frau Baron
Genre: Pop // ?
Sounds Like: Tele // Rio Reiser // 2Raumwohnung // PeterLicht

VÖ: 28.09.2007

Der Friebe ist wieder da. Dabei war und ist er seit seinem letzten Album „In Hypnose“ ganz schön beschäftigt. Sein wöchentlicher Blog „52 Wochenenden“ wurde veröffentlicht, weswegen er sich noch bis Ende des Jahres auf Lesereise begibt. Stimme und Talent lieh er einem Hörspiel und nebenbei noch mehreren Bands. Das alles hat seinem neuen Werk „Das mit dem Auto ist egal Hauptsache Dir ist nichts passiert“ jedoch keinerlei Abbruch getan. Er hat höchstens in der Eile das Komma vergessen.

Betrachten wir sein aktuelles, aber auch voriges Werk in Form einer kleinen Kunstanalyse. Das Cover des Vorgängeralbums ziert ein blaugrüner, ins Nichts starrender Friebe mit Brustpelz, umgeben von skizzierten Insekten und Monstern, die ihm das Auge auskratzen wollen. Nimmt man dann noch die Songs „Bungeeseil“ und „Theke mit den Toten“ als Beispiel, bleibt einfach kein Zweifel: dieser Typ ist ein bisschen Freak. Ohne jeglichen negativen Unterton – im Gegenteil. Menschen, die Jens Friebes Musik mögen, tun das womöglich genau deshalb.

Da geht das aktuelle und hübschere Cover der Nachtkulisse mit Mondschein und rosa Blüten in eine völlig andere Richtung. Romantisch? Melancholisch? Vielleicht. Würde man die tote Maus übersehen. Jens Friebe bleibt also Jens Friebe. Ungewöhnliches ist seine Normalität.

Poppiges Schlagzeug, elektronische Beats, viel Pomp und Majestätisches mit diesem Hauch von Schlagersängercharme. In der Hinsicht ist Jens Friebe Altem treu geblieben. Er erzählt durch seine Songs wieder viele kleine Geschichten, zu denen man – manchmal leichter, manchmal weniger leicht - Bilder malen kann. Der Titelsong etwa: Klar. Bilder von Autobahnen und Rettungshubschraubern. Nee. Pompöse Klänge mit triangelartigen Akzenten lassen einen rosa Cadillac auf einer Landstraße vergangener Zeiten von der Fahrbahn abkommen. Doch wie der Titel schon sagt, es ist ja nichts passiert, und die Bilder nehmen ein gutes Ende.

Außerdem schafft es Friebe wiedermal Worte wie „Elektromarkt“, „Stacheldraht“ und „Schweinestall“ mit einer Ernsthaftigkeit in den Songs unterzubringen, dass sie nicht einmal wirklich auffallen. Einfache Worte. Worte, die jeder benutzt. Gespickt in Sätze, die jeder benutzt. Bis zur Unverständlichkeit verschnörkelt-poetische Texte, das braucht Jens Friebe nicht. Dank seiner Wortgewandtheit schafft er so herrlich normale, zugleich abgedrehte, aber immer niveauvoll-künstlerische Texte.

Zurück zur Kunst. Eher selten kann man in die Cover zweier aufeinanderfolgenden Alben die Weiterentwicklung eines Künstlers hinein interpretieren. Wirken Artwork, Songtitel und die Songs des Vorgängeralbums selbst größtenteils eher abgedreht, tritt er auf seinem neuen Werk einen ganz kleinen Schritt zurück. Elektrobeatdominierte und fast schon minimalistische Songs wie „Bungeeseil“ oder „Rauch ohne Feuer“ sind auf seinem aktuellen Werk eher nicht zu finden. Die neuen Songs sind klanglich voller, runder, ernster, freundlicher, eben wie das Cover von „Das mit dem Auto ist egal Hauptsache Dir ist nichts passiert“ selbst. Aber so wie die tote Maus im Schnabel der Nachteule unter´m Vollmond hängt, so ging das, was Jens Friebe ausmacht, nicht verloren. Humor. Und das bisschen edler, pompöser, romantischer Freak, das wir lieben.

Stefanie Graze

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