Rezension

Jenn Champion

Single Rider


Highlights: O.M.G (I’m All Over It)
Genre: Synthie-Pop
Sounds Like: Lorde // Robyn // Ellie Goulding

VÖ: 13.07.2018

Die Veröffentlichung von „Single Rider“ geht für Jenn Champion mit einer nicht unwesentlichen Veränderung einher. Bisher veröffentlichte Jennifer Hays, so der bürgerliche Name der amerikanischen Singer-Songwriterin, unter dem Pseudonym „S“ bereits vier Alben. Mit dem Wechsel zu dem suchmaschinenfreundlicheren Namen Jenn Champion änderte sich allerdings auch der Sound ihrer Musik. Von der Singer-Songwriterin-mit-Indieband-Ästhetik ihrer letzten LP „Cool Choices“ ist auf „Single Rider“ nicht mehr viel übrig. Stattdessen dominieren Synthesizer, elektronische Beats und professionell produzierte Songs das Album. Eher Lorde, als Courtney Barnett.

Das neue Soundgewand steht Jenn Champion jedoch nicht ganz so gut wie die Gitarre in der Hand. Die fehlt auf dem neuen Album gänzlich – genau wie das akustische Schlagzeug und die im Bandkontext entstehenden spielerischen Kniffs. Dafür gibt es nun vermehrt atmosphärische Soundflächen, durchlaufende 4/4-Basedrums und verhallte Gitarren. Produziert wurde das Album von Brian Fennell aka SYML, der ehemals in der Indieband Barcelona aktiv war. (*Nerd-Mode ein* Kurzer Fact nebenbei: Caspers „Kontrolle/Schlaf“ vom großartigen „XOXO“-Album basiert auf einem Sample des Songs „Please Don’t Go“ eben dieser Band *Nerd-Mode aus*).

Die elf Songs auf „Single Rider“ werden von einer Grundmelancholie durchzogen. Der erste Song „O.M.G (I’m All Over It)“ sticht dabei durch einen groovigen Feelgood-Vibe heraus, der sich in vielen Songs der Platte wiederfindet. Ein Album, für lange Nach-Hause-Wege in heißen Sommernächten, zum alleine Tanzen und Melancholisch sein.

Jenns ehrliches und direktes Songwriting war auf den vorherigen Platten ihre große Stärke. Dies ist auch auf „Single Rider“ nicht verloren gegangen. Leider wirkt es im rein elektronischen Soundgewand nicht mehr ganz so authentisch, teils sogar beliebig und austauschbar. Dies mag daran liegen, dass die Soundästhetik der Platte mit den durchproduzierten Songs und dem rein synthetischen Klang im Jahr 2018 etwas dem Zeitgeist hinterherhinkt. Gut gemeint, und auch nicht schlecht umgesetzt. Leider nur schon zu oft gehört und auch häufig in besser. Songs wie „Coming For You“, „The Move“ oder „Going Nowhere“ könnten so auch auf einer Lorde-Platte erscheinen. Nur fehlt Jenn Champion an einigen Stellen die nötige Frische und Präsenz, um den Songs das gewisse Extra zu verpassen. Auch das Instrumentale wirkt zaghaft und oft nicht ganz ausgereizt. Das heißt nicht, dass die Songs per se schlecht sind, nur könnte man sich viele der Tracks genauso gut in einer Version mit Gitarre und Backingband vorstellen, wo sie womöglich an Charakter gewinnen würden. So wirken sie dann doch zu oft wie ein Indie/Elektro-Remix eines Originals, das leider nicht existiert.

Abhilash Arackal

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Video zu "O.M.G (I’m All Over It)"

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