Rezension

Jarvis Cocker

Jarvis


Highlights: Black Magic // Fat Children
Genre: (Brit)Pop
Sounds Like: Pulp // Morrissey // David Bowie

VÖ: 17.11.2006

Erinnern wir uns doch einmal an das Pulp-Video zu „Common People“: Jarvis Cocker singt mit unnachahmlich laszivem Ausdruck Dinge wie „You wanna sleep with common people like me“ in die Kamera. Tatsächlich wollte dies in jenem Moment nicht nur das reiche griechische Mädchen, sondern wir alle. Egal ob männlich oder weiblich. Jarvis, das Sexsymbol des Britpop. Jarvis, der Ironische.

Zwölf Jahre sind seitdem vergangen. Sexsymbol hat Cocker nie sein wollen. Weltverbesserer vielleicht schon eher. Umzug von London nach Paris. Man wolle sich von der Musik zurückziehen. Und nun das: Ein neues Album, schlicht „Jarvis“ betitelt. Klar, back to basics und so. Der Kater lässt das Mausen nicht, dieser Mann kann nicht von der Musik lassen.

Auf dem Cover ebenfalls nur: Jarvis. Jarvis, mit dieser für ihn so typischen Riesenbrille, Jarvis namentlich gekennzeichnet. Als hätte irgendjemand von uns vergessen, wer er ist. Im Booklet: Jarvis, posierend vor tristen Hintergründen, dünn wie eh und je. Wie viel wiegt dieser Mann? 50 Kilo? Auf der CD: Eine Anleitung zum Gebrauch des Albums. Man möge, wie immer, die Texte nicht lesen, während des Albumkonsums. Es sei nicht nötig zu Knien, man dürfe sitzen, wenn man es wünsche. Na vielleicht ist der gottgleiche Status doch noch nicht ganz erreicht. Außerdem sei „Jarvis“ am Besten als Ganzes zu nehmen. Daran kann man sich halten. Im Übrigen sei das Album weder LoFi noch HiFi, sondern YourFi. Hihi. Zu guter Letzt: A song isn't really a song until somebody hears it – So thanks for listening. Brav so.

Jarvis ist ärgerlich. So richtig. „Cunts are still running the world“ heißt es im Hiddentrack. Huch. Böse Worte in einen süßen Song verpackt. Ein Lied gegen den Kapitalismus. „Fat Children“ haben außerdem sein Leben gestohlen, genauso wie sein Mobiltelefon mit Bildern von seiner Familie. Das ist Jarvis-Humor. Schuld sind natürlich, wer auch sonst, die Eltern. So pander your pampered little princess of such enormous size. Oh. Äußerst spaßig außerdem: „Quantum Theory“. Durch übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöste Erlebnisse in einer Parallelwelt ohne Schwerkraft. Somewhere everyone is happy. Somewhere fish do not have bones. Dumm nur, dass das morgendliche Erwachen die Erkenntnis bringt nun schwerkraftsbedingt bewegungsunfähig zu sein. Ups.

Bei allem Humor und aller Bissigkeit ist Jarvis leider trotzdem etwas lau geraten. Songs wie „Baby's Coming Back to me“ schwimmen in sehr, sehr flachem Wasser. Das ist, mit Verlaub, Altherrenpop. Herr Cocker, das geht doch auch besser. Musikalisch ist das Album leider auch keine Innovation. Das klingt sehr nach Pulp und manchmal nach einem äußerst gelangweilten Morrissey. Und irgendwie auch alles wie schon tausend mal gehört. Sehnsucht nach den pfiffigen „A different Class“-Zeiten keimt auf. Früher war doch alles besser. Schade drum.

Lisa Krichel

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